Medienecho




(Aus der Medien-Zeitschrift Message (Hrsg. Volker Lilienthal), Januar-Ausgabe 2014):

Frühe Prägungen


Namhafte Journalisten erzählen in Message von ihren
Vorbildern. Herbert Hoven, Autor vieler Radiofeatures,
Buchautor und promovierter Germanist, erinnert sich an
den "Querkopf Jürgen Lodemann"



"Guten Abend. Hier ist das deutsche Fernsehen" - unter diesem Titel veröffentlichte ich 1986 einen Sammelband zur Sprache der Fernsehbilder. Jürgen Lodemann gehörte zu den ersten Kollegen, die ich um einen Beitrag bat. Wenn einer etwas zur Entstehung der Fernsehwirklichkeit sagen konnte, dann er. Als Fernsehredakteur beim SWF moderierte er den Literaten-Stammtisch Café Größenwahn, war Erfinder, Redakteur und Moderator des Literaturmagazins und hob die Bücher-Bestenliste als Gegenstück zur Spiegel-Bestsellerliste aus der Taufe. Ein ums andere Mal zankte er sich mit Marcel Reich-Ranicki und verteidigte Heinrich Böll gegen den absurden Vorwurf, dieser sympathisiere mit der RAF.

Mal launig, mal verschmitzt, immer listig, zuweilen auch zornig, forderte er von seinen Gesprächspartnern eine Meinung ein. Streng kontrolliert von allen Instanzen, vom Abteilungsleiter bis zum Fernsehdirektor.

Es ging um Literatursendungen – wohlgemerkt. Aber es zeigt, was Literatur ausrichten kann, wenn man sie vom Kopf auf die Füße stellt.

Im Januar 1976 der große Knall. Programmdirektor Dieter Stolte verbot seinem Redakteur, ein Gedicht von Alfred Andersch zu senden. »Artikel 3 (3)« war die Antwort auf die Berufsverbote, die damals jeden Linken treffen konnten, der sich auf eine Stelle im öffentlichen Dienst bewarb:



ein volk von / ex-nazis / und ihren
/ mitläufern / betreibt schon wieder /
seinen lieblingssport / die hetzjagd auf
/ kommunisten / sozialisten / humanisten
/ dissidenten / linke
.

Persönlich kennengelernt haben wir uns dann Ende der 1980er Jahre in Baden-Baden. Ein kompetenter, freundlicher, gebildeter und blitzschneller Denker saß neben mir am Schneidetisch. Erschöpft von den jahrelangen Querelen mit den Hierarchen war Lodemann in die Abteilung von Ebbo Demant gewechselt, für dessen Sendereihe »Menschen und Straßen« ich einige Filme gedreht hatte. In Vertretung des Redaktionsleiters nahm Lodemann meinen Film ab. Es muss wohl alles glatt gegangen sein, denn es blieb Zeit, uns über Lenz und Büchner auszutauschen. Widerborstige Außenseiter auch sie, die die konkrete Ansprache und das direkte Wort ebenso pflegten wie der gebürtige Ruhrgebietsmensch Lodemann.

Jürgen Lodemanns Schaffen verfolge ich bis heute. Vor ein paar Wochen entdeckte ich in der »Buchhandlung zum Wetzstein« in Freiburg seine Novelle »Fessenheim«. Es geht darin um den maroden Atommeiler südwestlich von Freiburg, um das Szenario eines explodierenden Brüters. Aber es geht auch um das spannungsreiche Verhältnis des 23 Jahre alten journalistischen Heißsporns Ben Busch zu seinem Ressortleiter Josef Oberst. Gegenseitig fügen sie sich einige Blessuren zu, letztendlich aber ziehen sie an einem Strang. Es braucht solche Ziehväter, die ihren Nachwuchs sorgfältig auswählen, ihn gewähren lassen, ihm den Rücken freihalten, weil sie selbst Rückgrat haben und Haltung beweisen.

Auch gegen Widrigkeiten. Lodemann, der heute 77-jährig in Freiburg lebt, war so einer in seiner aktiven Zeit als Fernsehredakteur.»Es braucht Ziehväter,die Rückgrat haben und
Haltung beweisen«





Echo auf   Anita Drögemöller und Die Ruhe an der Ruhr

(Zürich 1975, Diogenes-Verlag, später Steidl, derzeit Klartext)


Der Abend, Berlin:

Ein zündender Halbweltreport, der hinter aller Ironie, Bravour und charmanten Hintersinnigkeit dem Imponiergehabe der Männer kräftig ans Schienbein tritt

Evangelischer Buchberater Göttingen (Gisela Ullrich):

...ein realistisches Bild unserer Gesellschaft ... Überraschend die menschliche Seite an dieser "unanständigen" Frau, die ungebildete Direktheit, mit der sie Dinge beim Namen nennt. Genau an dieser Stelle wird die Verwendung des Buchs für evang. Büchereien heikel: Man sollte die Leser gut kennen, um ihnen diese Sprache zuzumuten.

Tages-Anzeiger Zürich (Beatrice Leuthold):

Die Geschichte der Lebedame Anita kann durchaus als spannender Kriminalroman in einem Zug gelesen werden. Lodemann ist ein vielseitiger Autor ... kennt den Schauplatz seiner Geschichte, das Ruhrgebiet als Einheimischer ... brillant parodiert er, selbst langjähriger Fernsehmitarbeiter, die auf der Mattscheibe beliebten Gespräche ... und verfaβt gelegentlich Kommentare, die einer engagierten Feministin wohl anstehen würden. Seine unverhohlene Liebe gehört der mutterwitzigen Anita, die er mit saftigem Vokabular zur Anti-Heldin stilisiert

Deister und Weser-Zeitung, Hameln (hjt):

... das ist streckenweise Pornografie in Reinkultur...gemildert wird der knallharte, manchmal perverse Porno nur dann, wenn er ins Komische hinübergezogen wird...

Nürnberger Nachrichten (Max von der Grün):

Das Buch ist spannend und frivol, realistisch und amüsant, hier wird unauffällig und prägnant das Leben einer Edelhure geschildert, ihre Entwicklung, warum sie ihren Stellenwert in dieser Gesellschaft bekommen hat, eingebettet in einen Sumpf von Welt und Halbwelt. ... Was Lodemann an Sprache aufbereitet, ist enorm, ich habe noch kein Buch gelesen, das so "reines" Ruhrdeutsch wiedergibt... Die deutsche Literatur ist arm an solchen Büchern, die so leicht zu lesen sind und die doch mit einem ernsten sozialen Hintergrund Leben vermitteln...

Wiesbadener Kurier (-s):

...dabei hat er die sprachlichen Kenntnisse seiner Essener Kindheit und Jugend weidlich ausgeschlachtet, seine Anita Drögemöller ist ihm zu einem echten Urviech geraten... Was als Sex-and-crime-Story erscheint, ist in Wirklichkeit eine recht bittere, eine böse Satire auf die High Society

Deutsche Welle (Harry Neumann):

...und man kommt tatsächliche auf seine Kosten - auch wenn's schlieβlich doch ernst wird, zuletzt sogar bitterböse ... Das alte Genre des Kriminalromans, in seinen Mitteln meisterhaft beherrscht, wird hier eingesetzt zur Entlarvung einer Wirklichkeit, die man so, nämlich im Ruhrplatt, noch nie gesehen hatte. Insofern ist Jürgen Lodemanns "Anita Drögemöller" nicht nur ein Ereignis dieser Buchsaison, sondern der deutschen Literaturgeschichte...

d'Letzeburger Land, Luxembourg (Michel Raus):

...einen äuβerst raffinierten Heimatroman... im Grunde hat Lodemann nicht nur diese köstliche Dame Anita, sondern auch dem Ruhrgebiet, dem unnachahmlichen Revier, ein sympathisches Liebesgedicht gewidmet

Arbeitskreis "Jugend und Buch", Detmold (Menke):

... stört uns die Genitalsprache des Autors ...

Süddeutsche Zeitung (Jörg Drews):

...werde ich nicht mehr durch das Ruhrgebiet fahren können, ohne an die dolle Anita zu denken, deren Techniken so variantenreich sind wie die des Autors...

Bayerischer Rundfunk (K.H.Kramberg):

Vollmundig würde man so ein Angebot unter Weintrinkern nennen. Pittoresk, barock, simplizianisch... Anita Drögemöllers Verfasser schwebt das Epos einer modernen Industrielandschaft vor, deren sprachlicher genius loci seinen Leuten directement durchs Maul ins Tiefenseelische schaut

Hessischer Rundfunk (Günter Schloz):

Das Faszinosum ist die Sprache

Stuttgarter Zeitung (Else Goelz):

... ein farbiges Bild aus dem grauen Ruhrpott, ohne romantisierende Kumpelphilosophie. Milieu, Personen und Sprache bieten ein so spannendes Panorama, daß man sich nur schwer von den 400 Seiten lösen kann.

Pardon (Ingrid Zwerenz):

Ich las mich fest mit Folgen, hatte draußen in der Küche Reis aufgesetzt, der brannte während meiner Lektüre so an, daß ich nachher fast den Topf nicht wiederfand ... Vergnügen ist das Stichwort für das Lodemann-Buch, einen Erstling, der dem Ruhrdialekt soviel Delikatesse entfiltert wie man sich das kaum vorstellen kann. Was Anita über die Herren an der Ruhr und über ihr eigenes schäbig-glanzvolles Leben verlautbart - erstaunlich und erquickend.

Hannoversche Allgemeine (H.H.Hillrichs):

...bei allem Detailreichtum liegt der Akzent eindeutig auf der Schlüssigkeit, nicht auf der Schlüpfrigkeit und bei allem Spaβ an den kuriosen Bettgeschichten sollte man nicht übersehen, daβ der Autor zum Thema Macht und Moral sehr viel Ernstes zu sagen hat

Die Welt (Alexander Schmitz):

Das Drama endet joycisch: offen, bricht im Satz ab... Kein bloßer Vordergrundkrimi. Der Ruhrpott als Kosmos...der Männlichkeitswahn jammert lauthals am Pranger...

Welt am Sonntag (Gertrud Stolte-Adelt):

Ein Kind von der Ruhr: immer ganz nahe der schwarzen Erde, mit allem Dreck und Schweiβ vertraut, unsentimental, von hellem Verstand – Lodemann hat ihr ein liebevoll angemessenes Denkmal gesetzt

SOUNDS (Otto A. Böhmer):

...und man kann sich davon überzeugen, daβ die überschwenglichen Kritiken ihre Berechtigung haben. Lodemann gelingt es, im Genre des Kriminalromans eine Geschichte zu erzählen, die streckenweise so realistisch wie poetisch ist....ausgesprochen lyrische Passagen des Buchs, sie gehören zum besten, was diesbezüglich in letzter Zeit geschrieben wurde. Der Schluβ des Romans versandet nicht in vordergründiger Harmonisierungswillkür.

DER STERN (Manfred Leier):

"Anita Drögemöller" ist die Tat eines begabten Schreibtisch-Wüstlings.

Frankfurter Rundschau (Peter W. Jansen):

...Sein Roman lebt von dem, was man Rollenprosa nennt, nicht allein, sondern von der mindestens einmal, wenn nicht doppelt und dreifach gebrochenen Situation. Auf ebensoviel Ebenen und Stufen nämlich wird die Anteilnahme des Lesers in Anspruch genommen, so daβ er nie gehalten ist, daβ Triviale für bedeutend und das Bedeutende für trivial zu nehmen. Da alles nur indirekt vermittelt wird, ist praktisch fast alles möglich. Der Autor jedenfalls ist fein heraus, er hat seinen Langensiepen. Und der hat seine Drögemöller. Die professionelle Beischläferin Anita Drögemöller, obwohl ein Produkt ständiger Ausbeutung, ist die einzige Gestalt des Romans, welche Hoffnung signalisiert, weil in ihr ein unerschöpfliches Reservoir von Freiheit lebt, mit dem sie von Sprachlosigkeit zur Sprache, das heißt zur Wahrheit vorstößt. - Es fängt damit an, daβ alles schon vorbei ist... was harmlos wie ein Krimi beginnt, bleibt ein Krimi und wird mehr...nicht nur die Geschichte der Verwirrung eines biederen Polizisten. Was sich entwickelt, ist die Satire einer Heuchelgesellschaft. ... Schmelztiegeljargon durchzieht dieses Buch...grob und voller Zärtlichkeit, rauh mit allen Nuancen. Was Lodemann hier vorführt - gelegentlich an jeder klug kalkulierenden Erzählökonomie vorbei - das läβt Vorläufer wie Jürgen von Manger oder Franz Josef Degenhardt vergessen, als habe es sie nie gegeben. Schon durch diesen Reichtum ist sein Buch facettenreich wie ein Panoptikum unter Spektralanalyse, der singuläre Ausweis eines Erzählers, der Sprache als Wirklichkeit errettet und sich das Leichte so schwer macht, daβ kaum etwas leichter und vergnüglicher erscheint, als dieses Buch zu lesen.

Westfalenspiegel, Dortmund:

Geistreiche Unterhaltung mit starken erogenen Zonen

Playboy:

Saftige Monologe

Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Essen (Jochem Schumann):

... Übungen auf der Lustmatte ... quälend langatmig...

Dietmar Bär (Tatort-Kommissar, WAZ vom 26.10.07):

Ich mag deutsche witzige und moderne Krimis. Ein tolles Buch ist beispielsweise „Anita Drögemöller und die Ruhe an der Ruhr“ von Jürgen Lodemann. Die Geschichte dreht sich um eine Edelhure und spielt in Essen – echt toll.


zurück



Echo auf den Irland-Roman LYNCH

(Zürich 1976, Diogenes)

Westdeutsche Allgemeine Zeitung:

Das Irland des 16. Jahrhunderts ... lebendig, in sinnlicher deftiger Sprache, in szenischer Deutlichkeit... Doch aller geschilderten Sinnes- und Lebensfreude zum Trotz handelt es sich um eine klassische Tragödie, beim groβen Stadtfest in Galway geschieht ein Mord... Am Ende gehen der Held und das zugrunde, wofür er gekämpft hat, Gerechtigkeit und Demokratie ...

Basler Zeitung (Aurel Schmidt):

...Lodemanns Sprache hat in dem balladesken Ton, den sie anschlägt, eine sinnvolle Funktion, ist ganz und gar abgestimmt auf das Mittelalter im irischen Galway, und dieses Mittelalter ist keine historische Kulisse, sondern der abgegrenzte Raum für eine gleichnishafte Begebenheit

Die Welt (Alexander Schmitz):

...da wird gebechert, gezecht, in Badehäusern gezaubert, gesungen, gezürnt und alles was dazugehört samt orakelnder Hexe - Lodemanns Anliegen aber erschöpft sich nicht an der Oberfläche, denn da gibt es auch Engländer in Irland, und Richter Lynch, überzeugt, das wahre System gefunden zu haben, verstrickt sich immer mehr im Labyrinth aus faktischer Befolgbarkeit der Gesetze und nicht zu bewältigenden psychischen Unwägbarkeiten ... die Wohlfahrtskommune Galway wird zur Bounty ...

WDR (Stephan Reinhardt):

...eine im wahrsten Sinne des Wortes sinnenreiche Angelegenheit. Lodemann gelingt es von Anfang an, den Leser in die Hand zu bekommen durch einen fortlaufend produktiven Sprachwitz, durch eine geschickte, Spannung erzeugende Konstruktion der Handlung... es entsteht ein farbiges, lebendiges Gesellschaftsporträt und es gelingt, die prall-derben Szenen spätmittelalterlicher grobianistischer Lebensformen richtig ins Fleisch zu setzen ... man spürt, wie es dem Autor Spaβ gemacht hat, dieses Buch zu schreiben, es anzusiedeln zwischen Sinnlichkeit und Einsichten, zwischen barocker Lebensfreude und aufklärender Vernunft.

Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt (Rainer Wagner):

...zuerst einmal wird man von der Geschichte und deren Erzählweise gefangen genommen, es scheint, als habe Jürgen Lodemann, renommierter Literaturkritiker und Journalist, einmal zeigen wollen, daβ auch Literaten sprachmächtig sein können ... ein süffiges Buch mit Gehalt

Welt am Sonntag (Klaus Geitel):

... ein irisches Schlaraffenland, in dem es sich lesend wohl sein läßt wie schon lange nicht mehr. Lodemanns Buch bringt einen eigenen, einen sinnlichen Ton in die sonst zur Bläßlichkeit neigende literarische Szene – es darf wieder erzählt werden

Süddeutsche Zeitung (Jörg Drews):

Zur Spannung des Buchs gehört, daβ Lodemann es fertig bringt, nach vier Tagen eines fast ungetrübten Glücks einen kalten ernüchternden fünften Tag heraufziehen zu lassen, der den Fall Lynchs und seiner Stadt bringt, in der man fast alles dürfen durfte. Man wird durch das Buch gezogen, man will dem Sog der Erzählung gar nicht widerstehen

Stuttgarter Zeitung (Rainer Wochele):

Ein ganz und gar opulentes, schmackhaftes, die Sinne kitzelndes, beiβendes, zwickendes, die Phantasie mit Wortfleisch und Metaphernöl labendes Festmahl der erzählerischen Sprachlust. Dabei handelt Lodemanns Roman von spröder Tragik der zentnerschweren Sorte, von der im irischen Galway spielenden Dilemma-Geschichte des in furchtbaren Prinzipienzwiespalt gestellten Richters Lynch, der den eigenen Sohn schuldig spricht, was das Wort "lynchen" begründet hat.

Hannoversche Allgemeine (H. H. Hillrichs):

In seinem ersten Roman "Anita Drögemöller" hatte der Autor das Thema Macht und Moral am Streben und Sterben einer Essener Lebe-Dame abgehandelt, nun schildert er das am Modell einer Stadt, vor allem aber am Schicksal des Mannes, dem die Nachwelt das Wort "lynchen" verdankt, erzählt er die Vergänglichkeit alles Vernünftigen, den utopischen Charakter menschlicher Ordnung. Wie eine Dreisprachenschweiz am Westrand Europas organisiert der weitsichtige Handelsherr Lynch die kleine Hafenstadt Galway, mit Klugheit und Tatkraft und mit einer toleranten Religionspolitik... Das historisch verbürgte Gewitter, das Lodemann mit dokumentarischer Knappheit, aber ohne biblischen Ernst und mit sichtlicher Freude erzählt, entlädt sich ...

Erich Fromm (Brief vom 11.2.1977):

I was delighted with your book and it was a pleasure to read it, from the beginning to the end. You succeeded in many respects in a very difficult task: in your despription of the end of Middle Ages at the moment of their change into the modern world; in the aliveness of the persons of whom you draw a picture and not only of the persons but of their way of life which is so concrete and alive that one feels present at their festivities and conversations. But the most fascinating and perhaps the most significant part of your book lies in the treatment of the theme which one could call the tragedy of justice, the tragedy of principles, the tragedy of the good man.


zurück



„PHANTASTISCHES PLASTIKLAND UND ROLLENDES FAMILIENHAUS
(Zürich 1977, Diogenes)

Neue Zürcher Zeitung:

Das Buch ist eine gelungene Mischung von erlebten Eindrücken, philosophierenden Gedanken, scharfen, anschaulich formulierten Beobachtungen und nützlichen Reisetips. Es bietet gute Unterhaltung für den Amerikakenner und –Liebhaber und für den, der dies noch werden will.

Frankfurter Allgemeine Zeitung:

Überzeugender als mancher ausführliche Reiseführer

Westdeutsche Allgemeine Zeitung:

Ein unterhaltsamer Reisebericht mit gelegentlichem Tiefgang, der auch zum Nachreisen animiert. Wer nach der Lektüre das Reisegeld zur Hand hat, wird sicherlich umgehend aufbrechen wollen

Freundin, München:

Praktischen Nutzen kann man aus diesem Buch ziehen; nicht unbedingt perfekt, aber viel menschlicher als die professionellen Reiseführer. Lodemann gbt sich mit seinem Status als Tourist nicht zufrieden: Wo es sich lohnt, kratzt er an der Oberfläche. – Wenn Sie Leute kennen, die seinen Tripplanen, dann geben Sie diesen Tip doch weiter.

Die Furche, Wien:

Ein ironisches Buch, das jedoch nie ausfällig und überspitzt polemisch wird. Man kann schmunzeln, sich wundern, sich unterhalten und nimmt nebenbei auch einen Schluck Kulturkritik mit.

Hannoversche Allgemeine (Rudolf Großkopff):

Mir ist es so ergangen beim Lesen, daß ich am liebsten auf der Stelle den Koffer gepackt hätte. Mann man Besseres über ein Reisebuch sagen?


zurück




Echo auf DER SOLLJUNGE oder Ich unter den anderen
(Zürich 1980, Diogenes; 1997 Steidl-Verlag, Göttingen)

Badische Neueste Nachrichten (Jan Knopf):

Der Obertitel verweist auf das Soll, das der Erzeuger mit ihm erfüllte, aber auch auf das Soll, das der Vater und die von Männern bestimmt Welt an dem einsamen Jungen zu vollziehen gedachten. "Hitler, im gleichen Alter wie Vater, hatte mitgezeugt", heiβt es... Der Sohn aber gerät aus der Art, entzieht sich deutscher "BioLogik", den Ordnungen und Ordonanzen, die "Sollerfüllung" fordern. ... Keine Sensationen schildert Lodemann, sondern die Auswirkungen "deutschen Wesens" auf ein sensibles Kind, das sich in seine inneren Vorstellungen flüchtet. Aus der versagenden "Männlichkeit" entwickelt sich die Literatur als Möglichkeit, zum eigenen Leben zu kommen ... Aus Bescheidenheit wohl hat er den Juroren verboten, seine eigenen Bücher auf die von ihm begründete monatliche Anti-Bestsellerliste zu setzen und hat versäumt, sie dennoch ausdrücklich um die Empfehlung seines letzten Buchs zu bitten, seines autobiographischen Romans "Der Solljunge".

Deister- und Weserzeitung (hjt):

Hauptschauplätze sind der Kohlenpott bzw. die Stadt Essen und die Umgebung von Celle, aus der die Lodemanns stammen. Geprägt wird das Buch durch die Auseinandersetzung mit der Figur des Vaters - das gehört zum Besten, was man in den letzten Jahren auf diesem Gebiet lesen konnte. Hervorragend die Charakterisierung der Personen und die Stimmigkeit des Milieus sowohl in Essen wie in der Lüneburger Heide - die Doppelkopfrunde der Bauern ist ein geniales Stück Literatur! und ebenso intensiv und scharf die Selbstanalyse des Autors - ein fast klassischer Entwicklungsroman.

Stuttgarter Nachrichten (Gisela Ullrich):

Die Spruch-Erziehung der Eltern, die "verinnerlichten deutschen Lesebuch-Ideale", die "Selektionsmentalität der Nazis" findet nach 1945 ihre Fortsetzung in der "Mentalität der Leistung"... diese Erinnerungen sind von allgemeinem Interesse, hervorragend fand ich das Kapitel "Deutsch oder die Schule der BRD" mit der geradezu aufregenden Darstellung des "humanistischen" Schuldirektors...

Wiesbadener Stadtnachrichten:

...schildert der Autor seine ständige Kollision mit sich selbst, seine Schizophrenie als einer, der Fernsehen macht und der Fernsehen ablehnt und als einer, der Bücher schreibt und der Bücher kritisiert. Besonders lebhaft und dicht seine Zeit im Ruhrpott ...

Rheinische Post (Heidrun Pieper):

Der "Solljunge" Lodemann hat autoritäres Gehabe nie akzeptiert, auch nicht als Redakteur beim Südwestfunk. "Knappheit an Lebensmitteln wie an Liebesmitteln" herrscht in dieser Kindheit. Brillant das Schluβkapitel, das seinen ersten Arbeitstag schildert, nach dem Germanistikstudium in der Essener "Welt"-Redaktion.

Rhein-Zeitung (Burghart Lutz):

... Das Kapitel "Zur Welt kommen" besticht durch seinen Reichtum an Erzählformen und durch sprachliche Vielfalt. Soziale, psychische, künstlerische Konflikte laufen aufs Natürlichste mit der Handlung parallel, da ist Farbe, Atmosphäre, Spannung - man leidet mit dem zart besaiteten "Boβ", man muβ lachen über die saftige Ausdrucksweise und das hemdsärmelige Vorgehen seiner Untergebenen, die das Heft in die Hand nehmen, aber die Verantwortung ihm aufladen ... Für die kräftigsten Akzente sorgen die Sprache des "Ruhrpotts" und die Menschen, die sie sprechen, mit beiden kennt sich Lodemann bestens aus.

Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt (Jürgen P. Wallmann):

...was er da, detailgenau, aber doch nicht im Kempowskischen Sinne detailverliebt, berichtet, darf als typisch und repräsentativ gelten: die Erziehung mit den Spruchweisheiten der Mutter etwa, das Leben in den Radio-Jahren mit Wunschkonzert und Sondermeldungen, die Oberschuljahre in der Adenauerzeit...

Dokument und Analyse, Mannheim (Rüdiger Dingemann):

Dieser Autor geht kritisch mit seiner Geschichte um, er kann nüchtern reflektieren und erläutern, Träume ausmalen, er macht es einfühlsam und spannend, nie rührselig oder zynisch.

ORF Landesstudio Kärnten (Herbert Lodron):

...erzählt Lodemann aber auch unverblümt die Ränke im Literaturbetrieb. Der Buchmarkt sei heute zu einem papierfressenden Moloch geworden, der nach den kalten Gesetzen der Marktwirtschaft funktioniert ... Die Genauigkeit seiner Analysen macht betroffen, man legt dieses Buch nicht ohne Erkenntnisse und nicht ohne resignatives Bedauern aus der Hand.

Düsseldorfer Nachrichten (Elko Laubeck):

...subtil recherchierter Lebenslauf in eigener Sache ... mit satirischer Würze, nie ohne Wärme

ORF (Sigrid Löffler):

...die Rezeption wird dem Buch vorwegnehmend gleich eingeschrieben: Seite 304: "Pause. Kopf lüften, das Nachtfenster auf. - - Und? was werden sie diesen Ich-Berichten ansehen? zum Beispiel jetzt, wo es gar keine mehr sind? Ich lese schon, wie sie schreiben werden: später, in der zweiten Hälfte, da fällt's auseinander. Das schreibt das Ich 'er'. Kindheit noch ganz schön 'dicht', dann aber, wenn er 30 ist und 31 - - - Kunststück. Kinder sind immer Dichter. Mach mal: Aus Kaputtheit 'ne runde Figur. Laβ andere sich rundlügen. Ich seh's nicht, steh neben mir. Gibt's das überhaupt: (Auto)-Biographien, die keine Romane sind?" - Er hat sich gewiβ nicht "rundgelogen"... wird der geheimen Dialektik seines Lebens inne: drauβen die ständigen Zurüstungsmaβnahmen, die aus dem kränklichen, träumerisch einwärtsgewandten Kind einen "ganzen Mann" machen möchten. Das fügsame Kind, unterwegs zum "Soll-Jungen", beginnt sich den Rüstungsbemühungen insgeheim zu entziehen, baut sich Gegenwelten im Kopf. Aus dem Jürgen Lodemann ist möglicherweise kein "ganzer Mann" geworden, was immer das sein mag, dafür aber ein skeptischer Intellektueller, der weiβ, wohin die Zurüstungen letztlich führen ... unprätentiös, redlich, bescheiden. Es ist gut, daβ es dieses Buch gibt.

Frankfurter Allgemeine (Hans Christian Kosler):

...erleichtert ist man, daβ man es bei Jürgen Lodemann mit einem Autor zu tun hat, der die Bedeutung seiner Geschichte nicht überschätzt, weil er sich nur als "einen unter den anderen" begreift, als einen Normalfall, über den zu schreiben nicht weiter lohnte, wenn in der eigenen Biographie nicht auch genügend Ansatzpunkte für die Geschichte der "anderen" vorhanden wären ... Von einem zurücknehmenden und gerechten Ton ist dieses Buch geprägt, in einer verinnerlichten, abwägenden Auseinandersetzung. ...

Reutlinger Generalanzeiger (B.S.):

Aus einer "geteilten Elternmitgift" bezieht er den Vorsatz, "realistisch zu träumen"... hier wird eine Familiengeschichte zu einem Stück Zeitgeschichte, mit glanzvollen Einsprengseln ("Doppelkopf"): Scherz und Humor, die unter die Haut gehen - und lehrreich dazu.

NDR (Matthias Brand):

...er geriet in eine Erziehung hinein, in eine typisch deutsche, mit Auswirkungen bis heute ... flieht in Traumgeschichten, wo er stark ist, später aber auf Macht ganz verzichtet, baut sich eine Innen-Gegenwelt auf, abstrakt-musikalische Konstruktionen, mit denen er ganze Opern erfindet ... Das Buch kann als einer der schlüssigsten Beweise dafür gelesen werden, daβ es nach dem NS-Faschismus keine Befreiung und keine Stunde Null gegeben hat

UZ (Volker Lilienthal):

Der Rigorismus, mit dem dies Buch Unmenschlichkeit benennt, wird vielen Mut machen. Auf andere aber muβ es beschämend wirken: Für die "todesmutigen Väter" ist es eine Anklage, die verständnisvoll, aber unnachsichtig ist.

Frankfurter Rundschau (Erhard Schütz):

Man darf Lodemann uneingeschränkt denen empfehlen, die gern so lesen, daβ sie sich wiedererkennen, sich etwas vorstellen und dazulernen können. Wer über Kindheit im Dritten Reich, Jugend in der Adenauerzeit - behütete Kindheit eines artigen Jungen - wer über das Ruhrgebiet von damals lesen will, der bekommt eine anständige Portion für sein Geld ... Als Soll- und Habenbilanz eines Kulturbetriebsrats und -rädchens, als Darstellung des dünnhäutigen Mittlers im dickfelligen Betrieb gewinnt das Buch Brisanz ... Der Brief des Vaters an die NS-Oberen im Jahr 1943, diese Kritik eines "idealistischen" Nazis ist nicht nur ein starkes Stück des Buchs, sondern gehörte in jedes Lesebuch der Zivilcourage.


zurück



ECHO AUF ESSEN VIEHOFER PLATZ

(Roman, Zürich 1985, Diogenes; 1997 Steidl-Verlag, Göttingen):

Ulcus-Molle-Info Bottrop (Josef Wintjes):

... beweist erneut sein Können. Auffallend und auszeichnend ist die Sprache dieses anspruchsvollen Werks im berühmt berüchtigten Ruhrgebietsplatt ... Lodemann versteht es, Phantasie und Tatsache in der Weise zu verflechten, daβ der Leser drin ist im Geschehen, daβ ihm nie langweilig wird - Spannung vor Ort.

Göttinger Tageblatt (MEN):

...liebevolle Schilderung der Menschen im Ruhrpott: Lokalkolorit ohne Klischees, differenziert und ehrlich. In der Gestalt des heruntergekommenen Ex-Kritikers Predigkeit eine ungemein komische Generalabrechnung mit den Groβkopfeten des Literaturbetriebs ... Lodemanns Sprache ist herzhaft, spricht die Sinne an. Exakte Recherche garantiert Lebensnähe, urwüchsiger Witz, Lesespaβ.

Volksstimme Wien (l.h.):

...legt der westdeutsche Autor einen ganz groβen Wurf vor...indem er alle Register der technischen Möglichkeiten zieht, die der Roman des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. Dabei ist ihm eine extrem glückliche Mischung insofern gelungen, als das Ergebnis äuβerst leicht und amüsant lesbar ist ... Es geht um illegale Beschäftigung ausländischer Arbeiter bei der Vernetzung eines Zentralraums der BRD und um alle damit verbundenen "Errungenschaften" der neuen Kommunikationstechnologien. Das Amalgam, daβ diese scheinbar getrennten Bereiche miteinander verbindet, ist der traditionsreiche Kapital- und Grundbesitz, dessen Rolle sich seit der Kaiserzeit über die Weimarer Republik und die Nazizeit bis heute dem Wesen nach nicht verändert hat ... Die Textstruktur ist von einem äuβerst verknappten Berichtstil geprägt und von Dialogpassagen, in denen der bodenständige Dialekt dominiert. Ein ausgesprochener Lesespaβ, aus dem man viel lernen kann über die Lebenswirklichkeit der herrschenden Gesellschaft.

Buersche Zeitung (hw):

Der Detektiv erkennt, daβ auch er nicht viel besser ist als alle anderen, nicht besser als seine Bekannten und nicht besser als der tote Türke im Kabelschacht. Mit seinem Roman "Essen Viehofer Platz" liefert Lodemann eine Menge Zeitgeschichte, aber auch Zeitkritik ... "Krupp-Stadt Kaputt-Stadt" lautet das böse Resümee.

Rhein-Neckar-Zeitung (Hermann Klippel):

...viel packendes Ruhr-Milieu und weit mehr als nur eine Geschichte ... zuletzt eine in unserer gegenwärtigen Literatur sicher einzigartige, an irische Exzesse erinnernde Szene in der Kohlenpottkneipe "Pümpgen": Da schwadroniert ein greller Typ namens Predigkeit über die Funktion des "Zwerchfells", unter dem er die menschliche Seele vermutet und wie schön und wie dringend notwendig es wäre, gewisse Kritiker auf den Mond zu schieβen...

Frankfurter Allgemeine Magazin (Volker Hage):

Es gibt den atemlosen Einstieg bei den jüngeren Autoren Fauser und Lodemann - einen im übrigen nahezu identischen: In beiden Fällen wird der Held am Morgen aus schönen Träumen gerissen, im "Schlangenmaul" durch einen Preβlufthammer, in "Essen Viehofer Platz" durchs Telefon. Bei Fauser betreibt ein ehemaliger Journalist die Aufklärung, bei Lodemann ein ehemaliger Polizist. Es gehört im Krimi heute fast schon zum guten Ton, daβ die Helden den Polizeidienst quittieren, falls man sie nicht schon suspendiert hat. Lodemann läβt den Ex-Polizisten Rudolf Langensiepen - der vor zehn Jahren schon durch seinen Roman "Anita Drögemöller" geisterte und nun als Kaufhausdetektiv in einer Holzhütte quasi auf dem Dach seiner Arbeitsstätte wohnt - die Unterwelt in vielerlei Hinsicht kennenlernen. Die unterirdischen Schächte für das Kabelfernsehprojekt, in denen gleich zu Beginn ein Toter gefunden wird, die mehr überirdischen Reize der Edelprostitution, die üblen Praktiken der illegalen Arbeitsvermittlung von Ausländern, das alles bildet ein Netz, aus dem den Einzelkämpfer (immer ohne Kanone) auch die munter plappernde Freundin von der Sittenpolizei am Ende nicht befreien kann. Happy-End ist nicht angesagt ... Keine Frage: ein Verbrechen ist ein gutes Vehikel, um eine Handlung, eine Suche, eine Recherche in Gang zu setzen. Selbst ein einfacher Gang durch eine Stadt wie Essen kann vor diesem Hintergrund gespenstisch und aufregend wirken - aber nur, wenn uns der Autor durch sein Vermögen, Milieu, Dialog, Raum und Zeit anschaulich zu machen, die Tat plausibel in einen lebendigen Kosmos einzuordnen versteht. Lodemann versteht das. Er hat einen Gesellschaftsroman geschrieben. Er zieht die Fäden aus der Vergangenheit herauf und scheut nicht den aktuellen Zugriff, etwa auf das Sujet der Neuen Medien, und er läβt seine Romanfiguren durch ihre Sprache sichtbar werden. Im ganzen Roman spielt vor allem der Fernsprecher jene Rolle, die er nun einmal in unserem Alltag hat. Und der Erotik wird in der deutschen Literatur endlich wieder zu ihrem Recht verholfen: Lodemann versteht es mit groβem Geschick, die sexuellen Aktivitäten seiner Helden fast ganz in Dialog zu übersetzen, Liebessspiele deutlich und doch dezent zu zelebrieren.

Stuttgarter Nachrichten (Volker Friedrich):

...Der sanfte, melancholische Detektiv und trockene Alkoholiker, dieser "Melanchoholiker" Langensiepen gerät zwischen die Mühlsteine wirtschaftlicher und politischer Interessen, psychisch zermalmt ihn die "Wörtermangel" und über allem schwebt die "Hacke", das allgegenwärtige System des Fressens und Gefressenwerdens - der bundesdeutsche Literaturbetrieb gewährt hauptsächlich Handkescher Selbstbeweihräucherung, Strauβschen Beziehungsfäden oder Bernhardscher Kopfakrobatik Anerkennung. Auch dieses Buch hätte sie verdient.

die feder (chb):

"Essen Viehofer Platz" ist prall und spannend und sinnlich, 566 Seiten für lange Lesenächte ... da wird der Jäger Langensiepen bei jedem Stück, das er neu entwirrt im "Rauskrieg" (so nennt ein türkischer Leiharbeiter seine Recherchen) zum Gejagten seiner eigenen Erkenntnisfortschritte

ORF (Eva Schobel):

Hoch oben über den Dächern der Stadt, aber karrieremäβig abgestiegen...ein hirnlastiger Typ, der, reflektierend, vom Kopf zum Bauch will. Und was findet er - vorerst keinen Mörder, sondern verfilzte Machtstrukturen, die in die Nazivergangenheit zurück- und in die elektronische Zukunft vorausreichen

Süddeutscher Rundfunk (Wolfgang Niess):

Das Szenario ist gespenstisch realistisch, das Ruhrrevier soll verkabelt werden, den kleinen Leuten wird das mit der Vision zahlreicher TV-Programme schmackhaft gemacht, in Wahrheit geht es darum, dem kaputten Kohle-Stahl-Revier zu neuem industriellen Wachstum zu verhelfen. Der Knotenpunkt der Verkabelung liegt in Essen unter dem Viehofer Platz - daher der Titel.

d'Letzeburger Land (Michel Raus):

Der Roman "Essen Viehofer Platz" muβte geschrieben werden, es ist aber ein kleines Wunder, daβ er bereits heute, wo sich die Analphabetisierung, die Erniedrigung, die Brutalisierung, die Vermarktung des Menschen durch den Menschen via Medien erst abzuzeichnen beginnt, geschrieben worden ist, daβ es demnach tief verantwortlich empfindende Erzähler gibt, die ihr Bewuβtsein einer gefährlichen Zukunft so souverän handhaben und darzustellen vermögen, daβ sie das Anliegen der kommenden Jahrzehnte in eine Kriminalgroteske kleiden können, ohne dafür den tödlichen Ernst der Situation hintanzustellen... Daβ dieses Buch über sein Roman-Sein hinaus glaubwürdig, stichhaltig, lehrreich, spannend, unterhaltsam und mitunter gargantuesk und pantagruelisch wirkt, das ist das hohe Verdienst eines so trefflichen Schriftstellers wie Jürgen Lodemann.

WDR (Helga Rothhämel):

...hat einen wortgewaltigen, trotz der vielfältigen literarischen Schattierungen packenden und interessanten Unterhaltungsroman geschrieben.

Neue Westfälische, Paderborn (wolf):

Genaue Beobachtungsgabe und Detailversessenheit - Jürgen Lodemann demonstriert seinen Literatur- und Kritiker-Kollegen, daβ Kultur sehr wohl allgemeinverständlich sein kann, ohne an Niveau zu verlieren. Doch ein Belletristik schreibender Kritiker hat es bei seinen Kollegen nicht leicht. Die "Groβen" Feuilletons boykottieren seinen jüngsten Roman "Essen Viehofer Platz".

Süddeutsche Zeitung (Lutz Tantow):

Einer flog übers Ruhrgebiet - da liegt ein toter Türke im Kabelschacht und die Behörden werden diesen Fall womöglich vertuschen. Der fast 50jährige Langensiepen versucht es im Alleingang ... Wie sein Protagonist Langensiepen ist Lodemann nicht nur Sprechbold und Wortjongleur, er ist auch das Ohr im Revier, das dem Volk aufs Maul schaut, Sprache dient ihm zur Charakterisierung von Abhängigkeiten.

Frankfurter Rundschau (Erhard Schütz):

Der Roman ist dick - aber reich an pfiffigen Sprüchen, prall von Anekdoten, Historien und Geschichten, plastisch im Lokalkolorit und in weiten Partien der Handlung abenteuerlich


zurück



Echo auf MUTTERMORD

(Roman, Göttingen 1998, Steidl)

Westdeutsche Allgemeine Zeitung (Carsten Brosda):

Nur die "apfeldünne Haut" der guten Sitten trennt den Menschen von der Barbarei. Das sagt ausgerechnet ein Sohn zu seiner Mutter, der 27 Jahre lang nicht zu Besuch gekommen ist. Doch dann taucht Bruno Legrand in Baden-Baden auf, um sich mit seiner alten Dame zu versöhnen. Was sie nicht weiß: Er benötigt ihr Haus ... was klingt wie ein Krimi, ist eher ein intelligenter Sittenspiegel dreier deutscher Generationen, ein beklemmend intensives Gesprächsprotokoll... Mit immenser erzählerischer Kraft ... lange hallt ein Satz nach: "Das Besitzenwollen ist es, was uns ruiniert."

Stuttgarter Nachrichten (Rainer Nübel):

"Muttermord" entwickelt sich zur verbrecherischen Familien-Geschichte... Hinterrücks fädelt Jürgen Lodemann, erzählerisch ausgebufft, einen Gesellschaftsroman ein, entwickelt ihn konsequent in der Konfrontation der Generationen.

Deutsche Welle (Manfred Rieger):

Mamas Villa ist ein Spukschloβ, wie von ETA Hoffmann erfunden, baufällig, verwunschen, marode. Im Keller liegt die sprichwörtliche Leiche

Nürnberger Nachrichten (Hannelore Piehler):

...die fesselnd geschriebene Geschichte einer "gehobenen" deutschen Familie... Ungemein faszinierend ist die Studie der Mutter unter dem gnadenlos analytischen Blick ihres Sohnes

ekz-informationsdienst (Erdmann Steinmetz):

Der nicht nur psychologisch aufschluβreiche, sondern auch kultur- und zeitkritisch interessante Roman ist keineswegs ein "Krimi", sondern eine empfehlenswerte Lektüre mit literarischem Anspruch

Münchner Merkur (Hildegard Lorenz):

Lodemann verpackt seine gekonnte Abrechnung mit der deutschen Vergangenheit in eine auβergewöhnlich gut lesbare Familiengeschichte

Tagesspiegel, Berlin (Thomas Schäfer):

...exemplarisch ist die Verlogenheit und Anpassungsbereitschaft des deutschen Bürgertums. Was den Roman zu einem Ereignis macht, ist die Art und Weise, wie er deutsche Geschichte mit der Deformation Einzelner verknüpft, wie er den Terror gutbürgerlichen Milieus und Erziehung illuminiert. Nach wenigen Seiten ist man gefangen von der kultivierten, wohlhabenden, wohlanständigen Atmosphäre eines hochherrschaftlichen Hauses, hinter dessen "Kulturmasken" reines Machtdenken lauert. So wird auch Bruno vom Charisma seiner Mutter, von der unbarmherzigen Liebe der "königlichen Greisin" wieder eingeholt, erdrückt von "Schweigepein", "angeweht" von einem "Seelenmulm", den man lebenslänglich als Zeichen trägt. Mütter darf und kann man nicht hassen. Deshalb verfängt sich Bruno rettungslos in Mutters "Häkelnetzwerk aus Dünkel, Hörigkeit, Miβbrauch", gehemmt von der Erkenntnis: "Kein Täter, der sich nicht als Opfer fühlt." Zwischen Wut und Schmerz, Aufbegehren und Sohneszärtlichkeit changiert Brunos Verhalten. Bis hin zum finalen Ausbruch... Nicht nur die quälende Frage, "wie sie wirklich war, diese verwirrte Verwirrfrau", nimmt Bruno nach der Tat mit, sondern eine lebenslange Prägung: In der Beziehung zu seiner Geliebten und Chefin wiederholt er zwanghaft die verhängnisvolle Mutterbeziehung.

Trierischer Volksfreund (Peter Mohr):

...diese Geschichte hat ihre absoluten Stärken in den langen intimen Dialogpassagen zwischen Mutter und Sohn

Szene (Anette Brandenburg):

...ein Meisterstück zeitkritischer Bestandsaufnahme. Wie die alte Dame über Politik, Wirtschaft, Kunst und Medien urteilt, da kann man auch einer 80jährigen nicht widersprechen ... die Wortgefechte werden schärfer, bedrohlicher, verhindern schlieβlich jeden Ausweg ... ein Lesevergnügen, zum Beispiel wenn die alte Dame über die Schrullen ihrer Nachbarn Auskunft gibt, das liest sich einfach köstlich ... ein beeindruckendes Zeitbild ...für den Lesesessel daheim bei einem Glas Rotwein. Anschlieβend sind Sie vielleicht nachsichtiger gegenüber der eigenen Familie -

Braunschweiger Zeitung (Arne Zerbst):

Es gelingt dem Sohn zusehends, sich aus den erdrückenden Vertraulichkeiten zu befreien und die dunkle Grundierung der Geschichte unter der glänzenden Erinnerungsoberfläche der Mutter hervorzukratzen

Südwest Presse, Ulm (Barbara Lambeck)

Ein spannender, anspruchsvoller und sehr authentischer Roman

Freitag, Berlin (Michael Schweizer)

Überhaupt macht Lodemann sehr viel richtig, darunter das Wichtigste: die Figurenzeichnung. Keine Holzschnitte. Bruno, der so viel Wahres sagt, muβ unsympathisch sein, sonst wäre er nicht auszuhalten. Auch die Nebenfiguren sprechen in kräftigen, ja unverwechselbaren Stilen.

Deutschlandradio (Sabine Peters):

Was Jürgen Lodemann auffächert, das überzeugt und macht in allem Schreck Vergnügen.

Hannoversche Allgemeine Zeitung (Katrin Pauly):

Wir haben es hier nicht mit einem durchgeknallten Muttermörder zu tun, sondern der ganze Roman ist eine einzige Konsequenz und im erzählerischen Sinn absolut glaubwürdig.

Badisches Tagblatt (Kirsten Voigt):

Ums Besitzenwollen und um besitzergreifende "Liebe" geht es... erzählt wird dies pralle Zwei-Tage-Kammerstück salopp, virtuos, mit bildsamen Exkursen und höchst dramatisch.

Bremer (Per Hansen):

Das Kunststück dieses quicklebendigen Buches ist das mühelose, sprachlich äuβerst facettenreiche Austarieren von Realsatire und Drama.

Süddeutsche Zeitung (Thomas Köster):

Wer Gefallen an klug gebauten Gesellschaftsromanen findet, deren Reiz im Entwurf eines deutschen Familien- und Geschichtspanoramas liegt, wird von Lodemann gut versorgt. Mit seinem neuen Buch ist ihm, der literarisch immer alles will, wieder viel gelungen.

Westfälische Nachrichten (Richard Frank):

...spannender als mancher Thriller...

Oberbadisches Volksblatt, Lörrach (Danielle Reif):

...Ungeheuer ist die Spannung in diesem wechselnd leisen, bissigen, gebildeten Beschnuppern. Die zarten Pianistenhände der Mutter wissen sich noch immer ins lebendige Fleisch des Sohnes zu krallen. Der ist zwar ein schnittiger Geschäftsmann geworden, wortgewandt, doch plötzlich findet er sich wieder dort festgezurrt, wo er vor 27 Jahren abgehauen ist ...Mutter Legrand ist eine Erzählkünstlerin, sie erinnert Komisches so flink wie sie Zynisches beinhart verdrängt. Er verbeiβt sich in Aufrechnungszorn, sie lenkt blitzschnell ab. ...Dass man das Buch nicht aus der Hand legen mag, liegt an der Frage: Wie macht Bruno Legrand, der Blender, dieses hartgesottene Weichei, die "Villa besenrein". Man glaubt nicht so recht, daβ er den Muttermord begehen könnte, aber er erzählt ihn...im Weltbad Baden-Baden. "Muttermord" ist eine Kriminalgeschichte der deutschen Sekundärtugenden, ohne Belehrungston. Kenntnisreich, böse und lustvoll. Im sanften Schrecken um die Haydn-Hymnen-Groteske finden wir die Grundfrage: "Könnte es sein, daβ, wer die Schaudersachen weiβ, um so entzückter ist?"

Frankfurter Allgemeine Zeitung (Michael Allmaier):

...Was immer Bruno Legrand ist, das ist er in Reaktion auf seine Eltern und besonders seine Mutter, die jede seiner Empfindungen beherrscht... Die alte Dame ist so gerissen wie früher und schlägt ihn mit seinen eigenen Waffen. "Muttermord" ist ein intensiver und psychologisch ambitionierter Roman, der nicht nur durch seinen drastischen Ausgang über die gewohnten Mutter-Sohn-Konflikte hinausgeht... gelingen ihm oft einfühlsame Beschreibungen, besonders vom "ewigen Prinzesschen" Elfriede Legrand. Ihre tastende Höflichkeit skizziert er so treffsicher wie ihren allmählich verlotternden Haushalt.

Berliner Lesezeichen (Karl-Heinz Arnold):

Keine Gnade für die Familienidylle, die verlogene, unerträgliche, deren sanfter Verführung der gealterte Sohn noch immer verfällt. "Hirngerissen hingerissen." Keine Lektüre zum Muttertag... Das Buch ist eine Breitseite gegen geldmachendes, scheinheiliges, skrupelloses Bildungsbürgertum. ... eine brillante Breitseite, Lodemann weiβ sein Deutsch zu meistern, zu verdichten... Gut, daβ es solche Literatur aus deutschen Landen gibt.

Main-Echo (Christa Raab)

Lodemann beschäftigt sich gern mit Problemen deutscher Geschichte. Sein Roman „Muttermord“ ist sowohl schauerlich als auch spannend und schildert mit der komplizierten Mutter-Sohn-Beziehung zugleich die schicksalhaften Jahre, von denen drei Generationen im 20. Jahrhundert geprägt wurden. ... Es hat schon etwas von schwarzem englischen Humor, wie in diesem Roman mit der Vergangenheit abgerechnet wird. Gespannte Betroffenheit bleibt bis zum bitteren Ende dieser im zum Teil im „Volkston“ oder mit Ruhrpott-Akzenten geschriebenen Geisteroper.


zurück




Echo auf LORTZING Spielopernmeister und 1848er

(Göttingen 2000, Steidl)

Westdeutscher Rundfunk, „Mosaik“ (Jürgen Werth):

...eine spannende Lektüre... ...das wäre keine gut lesbare, hier und da köstliche Biografie geworden, wenn sie ein staubtrockener Musikhistoriker geschrieben hätte und nicht Jürgen Lodemann. ...dieses Prachtstück von Lebensbeschreibung.

Hessischer Rundfunk Fernsehen, ( „Bücher-Bücher“, Wilfried F. Schoeller):

... neue Lortzing-Biographie vom Romancier Jürgen Lodemann, der ihn als „Gaukler und Musiker“ vorstellt. Das Buch ist mit seinen 700 Seiten eine verschwendungssüchtige Ausschweifung, ein glühendes Plädoyer für die Wiederentdeckung des Mannes, der die volkstümliche Spieloper in Deutschland einst zu einem Höhepunkt gebracht hat.

Frankfurter Allgemeine Zeitung (Thomas Fischer):

...verfaßt von dem literarischen Multitalent Jürgen Lodemann ...Vorurteile auszuräumen tritt Jürgen Lodemann an, und er macht seine Sache sehr gut. ...ein beeindruckendes, mitunter erschütterndes Panorama nicht nur dieses erbarmungswürdigen Komponistenlebens, sondern der gesamten Epoche, die so bieder gar nicht war. ...Jürgen Lodemann, dessen Vielseitigkeit als Autor, Journalist, Fernsehmoderator, Filmemacher und Kritiker durchaus mit der seines Forschungsobjekts konkurrieren kann, schreibt „gar nicht schwülstig, ganz natürlich und der Stilus so ausführlich“ (Zar und Zimmermann), was gelegentlich sogar an den großen Arno Schmidt gemahnt. Wie in dessen Meisterwerk „Sitara oder der Weg dorthin“ über Karl May, einen anderen Verkannten des 19. Jahrhunderts, gehen auch in der vorliegenden Biographie dieser persönliche „Stilus“ des Autors und die ausgedehnten Zitate des Biographierten eine untrennbare, mit großem Vergnügen und Gewinn zu lesende Einheit ein. So haben wir es hier also mit einer literarischen Biographie zu tun, die als intimer Einblick in ein exemplarisches Leben des „Biedermeier“ nahezu uneingeschränkt empfohlen werden kann.

Tageszeitung (Frieder Reininghaus):

Durch die neue Biographie entsteht das durchaus lebendige Bild eines bewegten, arbeitsamen, ohne Schonung gelebten Lebens. Das wird vom trostlosen Ende des zum entschiedenen Demokraten gereiften Künstlers interpretiert

Stuttgarter Zeitung (Armin Ayren):

Das ist eine beeindruckend gut recherchierte und gut geschriebene Biografie, die ein zuerst erfolgreiches, aber dann doch tragisch endendes Musikerleben so in die Geschichte seiner Zeit und seiner Gesellschaft einbettet und auch daraus begründet, dass die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts lebendig wird wie selten in vergleichbaren Büchern. Denn Lodemann breitet die Fakten nicht nur aus, er zeigt stets genau, wie sie in Lortzings Opern eingehen – kaum je ist die Verflechtung von Werk und Leben bis ins Detail so deutlich gemacht worden.

Kulturzeit 3-Sat (Gerd Scobel):

Mehr als nur das Leben eines Komponisten im Vormärz... ...eine spannende, eine politische Biographie, ein Einblick in die Kultur- und Sozialgeschichte.

Badische Zeitung (Ina Karr):

...ein faktenreiches, akribisch recherchiertes und von Quellenzitaten gespicktes Zeitbild. Bewundernswert ist Lodemanns Blick mit der Lupe, seine Liebe zum Detail. Als einen gewitzten Wortkünstler beschreibt Lodemann den Komponisten...als einen fulminanten Komödianten aus dem Volk und für das Volk

Opernwelt (Wolfgang Willaschek):

...die Plattitüde, wie selten ist sie wahr: Ein Buch, das geschrieben werden mußte. ...Herausgekommen ist eine deutsche Kunst- als universelle Sittengeschichte über einen Zeitgenossen, dessen Werk aktueller ist denn je. Als „Geburtshelfer“ nennt der Autor die Musikwissenschaftlerin Irmlind Capelle – ernsthafte Analyse und Lortzing sind kein Widerspruch – und den Regisseur Peter Konwitschny, ein unmißverständliches Plädoyer für die Bühnenpraxis. Gewidmet ist das Buch dem verstorbenen Komponisten und Wissenschaftler Wolf Rosenberg, einem Mahler-Kenner und Offenbach-Enthusiasten.

...eine virtuose Attacke...ein schonungsloser Rechenschaftsbericht, in dem der Autor nicht das schwere Handwerk der kritischen Identifikation mit dem Objekt seiner Begierde scheut. Vor allem ist es im Sinne Lortzings ein Plädoyer für die Oper als getreuer Darstellung einer anderen „Reellität“, ein Leitmotiv für Jürgen Lodemann. „Rolands Knappen“, die letzte große Oper, trägt den für Lortzings Schaffen enträtselnden Untertitel „Das ersehnte Glück“. „Wir alle – das ist der Ausgangspunkt des Stücks – sind lächerliche Knappen, Knechte eines heillos närrischen, eines gefräßigen Systems.“ In Lodemanns Buch sind solche „Spiegelbilder“ nahezu auf jeder Seite nachzulesen – als hätte er einen Kriminalroman und keine Komponistenbiographie verfaßt. ... Natürlich sei dieses Buch vor allem den Theaterleitern ans Herz gelegt, wenn diese Zeit zur Lektüre haben bei all ihren Konzepten und Überlebensstrategien...

Das Orchester, Zeitschrift für Orchesterkultur (Albrecht Goebel):

...mit großer Sachkenntnis.

Badisches Tageblatt, Baden-Baden (Sabine Rahner):

Lodemann kann auf sein enormes literarisches und historisches Wissen zurückgreifen

Oberösterreichische Nachrichten (N.N.):

...dokumentarisch ungemein dicht...ein Geschichtsreport mit dramatischen Sequenzen.

Bonner Generalanzeiger (ub):

...eine Entdeckung...eine glänzende Lortzing-Biographie

Rheinische Post Düsseldorf (N.N.):

...ein lebendiges, geschichten- und episodenreiches, ein ungewöhnliches Zeitbild

Sender Freies Berlin (Klaus Thiel):

Der zweihundertste Geburtstag an diesem heutigen Tag hat sich für Lortzing gelohnt, denn ein ungeheures Geschenk hat er bekommen. Das ist ein Buch, und wenn Sie heute abend in unserem Fernsehprogramm um 22.15 h den Autor gesehen haben, dann wird sie nichts mehr zurückhalten, sich dieses Buch zu besorgen. Der Verlag hat es übertextet „Lortzing. Gaukler und Musiker“. Es ist sehr viel mehr drin, es ist die erste gescheite, die erste vernünftige, die erste würdige Lortzing-Biographie, lang hat`s gedauert und nun ist sie da, 672 Seiten und in diesem Fall sollte man mal vom Geld sprechen, denn das ganze kostet nur 34.- Mark, in gediegener Ausstattung, es ist nicht nur ein Geburtstagsgeschenk für Albert Lortzing, es ist auch ein Geschenk an den Käufer, ein Geschenk an den Musik-Interessierten. Hier in dieser Sendung daraus einige Häppchen, ich will Ihnen unbedingt Appetit machen, es ganz zu lesen, für mich ist es seit Anfang des Jahres ein unentbehrliches Handbuch. Dieser Tausendsassa Lodemann, er hat nicht bloß ein Buch über die Opern Lortzings geschrieben und ein Buch über seine Musik, er hat das Multimedia-Talent, wie er Lortzing nennt, erfaßt, den Sänger, Dirigenten, Clown, Frauenschwarm, Komponisten, Schauspieler, Familienvater, elf Kinder immerhin, Textdichter – das ist ihm auch sprachlich derart vorzüglich gelungen, daß man einem jeden Komponisten wünschen könnte, irgendwann mal ein solches Buch zu bekommen.


zurück


LORTZING eine "Selbstrezension"

Zum 200sten Geburtstag dieses singulären Theatermanns (1801 - 1851) entstand 2001 meine 670-Seiten-Biographie, weil –


 weil er Opern für "reinsten Unsinn" hielt

weil er 150 Jahre Deutschlands beliebtester deutscher Opernmacher wurde, der meist inszenierte

weil das erste Gretchen im „Faust“ in Weimars Hoftheater – unter Intendant Goethe – Lortzings geliebte Cousine war, Caroline Lortzing

weil er als erster vor Wagner seine Libretti selber schrieb („und nun auf einmal: Kapitalist!“), mit wörtlichen Anklängen an Schiller, Kotzebue, Jean Paul, Heine, Büchner, Keller, Raimund, Nestroy

weil er 1835 zum Eisenbahnbau Aktionäre singen ließ: „Doch wir sind gut dabei gefahren.“

weil er 1848 den ersten Arbeiterstreik auf eine Opernbühne bringen wollte

weil seine Soldaten-Oper „Die beiden Schützen“ Frieden und Liebe besingt und jede seiner Opern Pazifismus probiert: Im „Zar“ ist der Zimmermann Deserteur („Feind jeden Zwangs“), der „Waffenschmied“ ist lieber Arzt, der Wildschütz zielt daneben, „Undine“ beginnt mit „Da lieg, du altes Mordgewehr“ und endet mit Geister-Visionen von einem „ewigen Frieden“ – ein traumhafter Rest aus aufklärenden Zeiten

weil es „Die Meistersinger“ ohne Lortzings „Hans Sachs“ so nicht gäbe. Wagner verriet seine Quelle nie, bildete aber („unbewusst, höchste Lust“) den Namen seines „Stolzing“ fast als Anagramm aus den Namensbuchstaben dessen, den er als Theatermann sehr schätzte

weil Lortzings Casanova „Freiheit! Freiheit!“ preist („heilig Element“). Und weil „Undine“  („es rast der Sturm, die Mauern stürzen ein“) zeigt: Natur des Mannes ist Naturkatastrophe

weil er, geboren in Berlin, Breite Straße, im Schatten des Preußenschlosses („Humboldt-Forum“) früh demokratisch war, schon durch die französische Mutter, geborene „de la Garde“

weil ihm im Zensur-Vormärz nur „Gaukeln“ blieb (L. über L.). Gepriesen wurde sein Narr im „Lear", sein größter Erfolg als Schauspieler

weil er zwischen Geburtsort und Sterbeort Berlin fast 10.000 mal Bühnen betrat, in Freiburg, Breslau, Bamberg, Coburg, Straßburg, Baden-Baden, Karlsruhe, Köln, Aachen, Bonn, Düsseldorf, Elberfeld, Barmen, Detmold, Münster, Hamburg, Osnabrück, Pyrmont, Leipzig, Weimar, Mannheim, Frankfurt, Wien, Magdeburg, Gera, Lüneburg, Chemnitz, Berlin

weil in alten Opern „Arbeiter“, „Kapital(ist)“, „Moneten“, „Profit“ nur bei ihm auftauchen

weil beim 200sten Geburtstag (2001) Jüngere fragten, wer denn Lortzing, ob Freischütz Wildschütz sei . Der Wildschütz ist arbeitslos, ein „abgesetzter Mann“, „besser was als nichts“. 

weil Albert Lortzing in mehr als 600 Briefen und 16 Bühnentexten nirgends Antisemitisches oder sonst Fremdenfeindliches hinterließ. Bei den Oberen also chancenlos. Als Autodidakt sowieso

weil im Zeitalter allgemeiner Egomanie einer ins Abseits gerät, der frühromantische Ensemble-Kunst konnte, Chor- und Vielstimmigkeits-Theater, „reinsten Unsinn“, „Republik“.

weil er 1848 „Regina“ wagte, eine Freiheitsoper. Uraufführung war 1998 in Gelsenkirchen, Regie: Peter Konwitschny

weil 1849 seine letzte große, seine Satire-Oper „Rolands Knappen“ fragte: „Wohin jetzt noch, wohin?“ Die da oben betrügen, wir bleiben Knappen. „Und das soll eine Weltordnung sein?“ So fragtt seine letzte große Oper, die wie "Regina" sorgfältig unter Verschluss bleibt

weil bei diesem seltenen Fall eines komödiantisch-politischen deutschen Romantikers das Verbiedern aufhaltbar ist. Peter Konwitschny bewies das 1986 am „Waffenschmied“ („In Sachen des Glaubens kein Streit, das wär eine köstliche Zeit“), 1998 an der Fabrik- und Freiheitsoper „Regina“ (danach war Konwitschny erstmals „Opernregisseur des Jahres“) mit Prä-SPD gegen Prä-KP, einer Ursuppe der erst viel später entstandenen Parteien und Gewerkschaften

weil Lortzing in „Regina“ 1848 keinen Adel singen ließ, sondern (wörtlich) „Arbeiter von allen Klassen“. Mit Streik, Kidnapping, Selbstmordterror. Mit „einig seid“, mit „Recht“, mit „Freiheit“. Nach heutigen Begriffen ein frühes Lehrstück, eine Anti-Terror-Oper

weil diese Blum- und Paulskirchen-Oper in keinem Sender existiert, auf CDs nur kläglich, auch nicht in öffentlich-rechtlichen, die staatsvertraglich verpflichtet wären

weil Lortzing seit etwa 1968 als „unpolitisch“ gilt (Ricordi freilich druckte „Regina“)

weil eine „lustige Person“ („er tanzte seine Rolle“) nach 1848 endgültig ausgebeutet wurde

weil Berlins „Komische Oper“ komische Opern (Obrigkeitsverspottungen) des Berliners Lortzing („Meister der deutschen komischen Oper“) zuletzt 1959 bot. Am Abend seines Todes (21. 1. 1851 in Berlin) spielten vier Berliner Häuser Lortzing-Stücke. Zahlten nichts. "'Wenn ich nur was davon hätt'". "Altwerden? - Wovon." Tantiemen, mit denen Lortzing wenig später Millionär geworden wäre, wurden erst verpflichtend üblich, als sich das Ende des populären Mannes herumgesprochen hatte.

weil Komödianten (arm wie er selber) im Winter 1851 den Familienvater (11 Kinder) beisetzten im nach 1848 verbotenen SchwarzRotGold. – „Wenn Rechtlichkeit käme als Waffenschmied….“.  „Regina“, Szene 1: „Recht soll euch werden - denn leiden soll kein Mensch auf Erden“   – – – – –


„Lortzing“ (686 Seiten, 21 Abb.). „Spannend“, fand der WDR. „Multitalent Lodemann macht seine Sache sehr gut“, schrieb die FAZ. - - - - - - - - - - Gibt's derzeit nur noch antiquarisch, oder in guten Bibliotheken 

Einfach anklicken vorn auf  www.jürgen-lodemann.de das farbige Wort „Rheinfahrt“ : Dann gibt es zwei Minuten Lortzing-Romantik - in Bild und in Ton -


zurück





Echo auf SIEGFRIED UND KRIMHILD

1986 als Jugendbuch „Siegfried“ im Thienemanns-Verlag

1995 als „Der Mord“, als illustrierter Prachtband für Mitglieder des Buchclubs Büchergilde Gutenberg (erzählt wird bis zur Ermordung des Niederländers)

2002 der vollständige Text bei Klett-Cotta: „Siegfried und Krimhild. Der identische Text anschließend als Taschenbuch bei dtv

2015 SIEGFRIED. 33 Szenen. Die reale Geschichte - siehe hier unter "Medien-Echos" , als Extra-Rubrik

Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt (Eberhard Hilscher):

Ein wunder-volles Buch, eine originelle aktuelle Neugestaltung der Nibelungen-Historie. Lodemann ist es gelungen, die vielerzählte Geschichte vom Drachentöter so kunstvoll und einfallsreich nachzuerzählen, daß wir begierig sind, das längst Bekannte wieder zu hören... Indem er von Geschehnissen berichtet, die sich vor anderthalb Jahrtausenden zwischen Rhein und Ruhr zugetragen haben, treibt er Ursachenforschung, überträgt Lodemann seinem Siegfried gleichsam faustische Grundaufgaben: Landbesiedlung, Unterweisung in Schiffbau und Schmiedekunst, der Nutzung von Steinkohle und Wasserkraft. "So frei, so lustvoll wie er wären wir gern selber", heißt es im Burgunderlager - hochaktuell die pazifistische Botschaft des Buchs, die Infragestellung der immer noch herrschenden Meinung, "Leben sei Kampf". ...Ohne Gedankenblässe trägt er Märchenhaftes vor, Monster, Rheingold, Zwerge und Tarnkappe, andererseits zeigt er real die Umwertung aller Werte...faszinierend der Kontrastreichtum, die Verbindung von Kummer und Komik, beachtlich die humoristische Gestimmtheit und Ausdrucksfähigkeit, da erweist sich der Autor als Wortspieler und Wortzauberer von Rang...Obwohl ihn Literaturhistoriker, Kritiker und Lexikographen bisher kaum zur Kenntnis nahmen, weiß ich heute, daß Lodemann zu den ausdrucksstärksten, geistreichsten Erzählern der Bundesrepublik gehört.

Rheinische Post (Albert M. Dreher):

Das teils hochdramatische, teils wüst fabulierende, an anderen Stellen urkomische und durchweg respektlose Buch des Literaturpeisträgers Ruhrgebiet ist zugleich ein Stück Wissenschaftskritik, Kritik an der Kleinlichkeit der Germanistik, Kritik auch an der Glorifizierung der Siegfriedsage. Lodemann holt sie aus den Höhen eines heiligen Kulturguts zu uns herunter, macht sie lebendig und aktuell.

Göttinger Tageblatt (MEN):

...mit Siegfried widmet er sich dem ältesten deutschen Kriminalfall, der Ermordung des Recken durch Hagen anno 486. Oberflächlich ein Krimi, dahinter verborgen jedoch ein Geschichtsbuch über die wichtige geistesgeschichtliche Wende der Völkerwanderungszeit

MARABO, Bochum (Klaus Leymann):

...bleibt das Erinnerungsvermögen der Sprache, Lodemann hat die Quellen penibel von späteren Überfremdungen befreit, hält sich an die Etymologie der Worte, an die ältesten Zeugnisse überhaupt, an Liebeslieder und befremdliche Zauber- und Bannsprüche. Der Fluch, den Brünhild über das Land ihrer Niederlage schleudert, dokumentiert das Ende des Matriarchats, das Ende der weiblichen Freiheit...

Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Essen (Hans Jansen):

...der poetische Rang dieser Nacherzählung mißt sich an der analytischen Kraft und der sprachschöpferischen Phantasie ihres Autors. Ernst Bloch, der Philosoph der Hoffnung, gab ihm das schlüssige Motto: "Die Wurzel der Geschichte ist der arbeitende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch"...

Bayerischer Rundfunk (Asta Scheib):

...was da in der Völkerwanderungszeit passiert ist, hat Lodemann gründlich erforscht, dabei halfen ihm, einem promovierten Literaturwissenschaftler, seine profunden Sprach- und Geschichtskenntnisse - Lodemanns Wortzaubereien aber machen dies Buch zum ausgefallenen Lesevergnügen.

Mittelbayerische Zeitung, Regensburg (Oswald Heimbucher):

Der Wahrheit der Historie nachzuspüren, kann eine überaus reizvolle und spannende Aufgabe für einen Dichter sein... Den kühnen Versuch, die Geschichte Siegfrieds nach den ältesten Dokumenten neu zu erzählen, unternahm Jürgen Lodemann - in brillanter Interpretation. - Die Ilias ließ sich durch Schliemanns Ausgrabungen historisch belegen. Beim Nibelungenlied fällt die Lokalisierung wesentlich schwerer. Da fasziniert zum Beispiel Lodemanns überzeugend vorgebrachter Hinweis, der berühmte Siegfried-Brunnen sei auf dem jetzigen BASF-Gelände zu vermuten - nur einer der zahlreichen überraschend aktuellen Bezüge des Werks. Dabei stellt der Autor das Geschehen vor die historische Kulisse des 5. Jahrhunderts, in dem sich eine Wende abzeichnete im Aufstand gegen Rom und im Beginn der Missionierung....Siegfrieds Kampf mit dem Drachen, auch König Gunthers gnadenlose Demütigung in der Hochzeitsnacht verraten die virtuose, musikalisch inspirierte Sprachbeherrschung des gebürtigen Esseners.

Soltauer Zeitung (Lothar Eichmann):

Lodemann entwickelte eine eigene Art Archäologie, aus Fakten und Fiktionen entstand "Der Mord", eine brillant geschriebene Geschichtsdarstellung aus "barbarischer" Vorhistorie, die eine entscheidende Zeitenwende dokumentiert, jene, in der Roms Imperium untergegangen war, nur damit ein neues Rom über die Leute kommen konnte - ein anderes Denken, der spirituelle Blick auf die Welt... Für Lodemann ist die Ermordung des Niederländers ein aktueller politischer Mord, eine Geschichte, die sich ihre Spannung aus den Widersprüchen und Machtkämpfen holt, aus denen am Ende nicht nur die "Deutschen" hervorgegangen sind.

Neue Zürcher Zeitung (Norbert Staub):

Lodemanns Figuren erhalten Gelegenheit, ihr Inneres zu entfalten - der Vasall Hagen ist ein lateinisch geschulter Kopf, die Königsfamilie läßt diesen Chefpolitiker gewähren, mehr aus Schwäche denn mit Zustimmung. Das römische Kaisertum ist am Ende, um so mächtiger schlägt jetzt das Papsttum die Pflöcke seiner Ordnung ins Barbarenland... An der Schnittstelle von Antike und Mittelalter stellt sich diesem Hagen, "dem ersten deutschen Politiker", in dem Gast aus Xanten letztmals ein "unzerschnittenes" Lebenskonzept entgegen.

Bietigheimer Zeitung (aba)

...spannend ist das Buch allemal. Und das alleine ist schon ein Grund, diese neue Version von einer der faszinierendsten Sagen zu lesen.

Hildesheimer Allgemeine Zeitung (au):

Wer glaubt, das Heldenepos der Nibelungen zu kennen, kennt Jürgen Lodemanns DER MORD noch nicht... Die Sprache wechselt zwischen Deutsch, Keltisch, Mittelhochdeutsch und Latein, wobei das für den "Normalleser" Unverständliche sogleich übersetzt wird. Trotz seiner wissenschaftlichen Arbeitsweise verfällt Lodemann nicht in unverständliches Akademikerdeutsch, sein Erzählstil ist mitreiβend lebendig, sinnlich verführend und brüskierend derb...

Darmstädter Echo (kaw):

Angespornt durch Goethes Urteil, "in tüchtige Prosa gesetzt, würde das zu einem Volksbuch", hat sich Lodemann vor zehn Jahren daran gemacht, das Nibelungenepos neu zu schreiben. Auf 560 Seiten bedient er sich einer kräftigen Sprache - im Spannungsverhältnis zwischen Weltoffenheit und Borniertheit, zwischen Ordnungsdenken und Freiheitswillen werden dem Leser zahlreiche unterhaltsame und hintergründige Wortgefechte beschert, denen die Diskussionen unserer Tage gar nicht so unähnlich sind.

Frankfurter Allgemeine (Hans-Herbert Räkel):

Tüchtige Prosa schreibt er, zieht sich jedoch hinter Quellen zurück, signiert bescheiden als "Übersetzer" ... erst im allerletzten Kapitel meldet er sich noch einmal zur Sache: "Die Sage war Weltgeschichte". Das ist der ernste Kern des literarischen Spiels, den Mord an Siegfried aus der Sage heimzuholen in die aktuelle politische Geschichte, in die Welt der Tatsachen. Diesen Zweck simulieren brillant die lateinischen, alt- und mittelhochdeutschen Zitate...so wird das Buch zu einem Tummelplatz der Intertextualität, ein postmodernes Meisterstück.

Neue Württembergische Zeitung, Göppingen (Frank-Wolf Müller):

...entfaltet sich Lodemanns Sprachlust geradezu obsessiv in immer neuen Umschreibungen...dabei werden typischerweise Abstrakta in ihre Herkunftsbilder aufgelöst

DIE ZEIT (Jo Pestum):

So ungewöhnlich wie Jürgen Lodemann hat noch niemand diese erste deutsche Geschichte erzählt, er pustet den mythisch-mystischen Staub von den uns scheinbar so vertrauten Figuren des Nibelungenlieds (das ja erst Jahrhunderte nach den Geschehnissen aufgeschrieben und ideologisch zurechtgeklittert wurde), er kratzt das Pathos der Entrücktheit weg und erweckt all die Gestalten dieser groβen Geschichte zu erstaunlichem Leben... dieses Buch ist gegen den Strich gebürstet. Lodemanns Kunst des Verwandelns, seine Phantasie, sein Kombinationsvermögen stellen sozusagen das Spielbein dar. Das Standbein: Sprach- und Geschichtskenntnisse, Quellenforschung, kulturpolitische Analyse. Wer sich unbefangen auf das Abenteuer dieser satten Erzählung einläßt, wird ein starkes Leseerlebnis haben - in meinem Kopf jedenfalls sind allerhand Lichter angeknipst worden.

...Lodemann erhellt alte Wörter und Begriffe, macht Sprache lebendig, erzählt fesselnd und zeigt, daβ die Muster dieser alten Geschichte beunruhigend aktuell sind. Aufregend war für mich, wie Lodemann seine Heimatstadt Essen einbezogen hat, in Zukunft werde ich mit anderen Augen die Werdener Abtei und den Baldeneysee betrachten, werde in der "Heimlichen Liebe" mit Schauder meinen Schnaps trinken ... auf alle Fälle werde ich nur noch mit gemischten Gefühlen zuschauen, wenn der "diutiske" Held Boris Becker im Kampf Mann gegen Mann seinen Tennisschläger schwingt, weil ich dann an die kollektive Siegfried-Sehnsucht in unseren Köpfen erinnert werde. Daran ist der Lodemann schuld.

Kronberger Bogendruck, 1996/3 (Gerhard Beier):

...das ist der Beweis dafür, was die Büchergilde als führende Einrichtung der deutschen Buchkunst zu leisten vermag am Ende des Gutenbergzeitalters, trotz aller Fährnisse im Kommerz, trotz aller Selbstaufgabe der Kulturmissionare der Arbeiterbewegung. Also hat es sich gelohnt, daβ mein Groβvater der Büchergilde 1925 beitrat, daβ mein Vater ihr die Treue hielt und meine Kinder mit Gildenbüchern lesen lernten. Beide Bücher liegen vor mir: "Das weite Feld" von Grass und "Der Mord" von Lodemann. Es bestätigt sich, was Grass mir schon im Bundesvorstand des VS gestand: Die Ausgaben der Büchergilde sind unvergleichlich schön. Zu schön für einen Jahrhundertroman? Zu aufwendig für ein Millionenpublikum? Zu raffiniert für einen Massenautor?

Wenn im Jahr fünf der neusten deutschen Geschichte ein Epos der deutschen Einheit erschienen ist, dann fällt meine Wahl nicht auf Grass, sondern auf Lodemann. Das gilt nicht nur für die Buchgestaltung, sondern auch für den Inhalt. Beide Werke pflegen einen literarischen Manierismus mit vielfältig gelehrten Verspiegelungen von Vergangenheit und Gegenwart. Lodemann versteht die "Einheit" weniger mechanisch, weniger geographisch, weniger tagespolitisch...die Ermordung des Diesseits steht im Mittelpunkt seiner Arbeit, nicht das Bismarckreich und Fontane, nicht die nationale Einheit des 19. und 20. Jahrhunderts, sondern die Spaltung durch "Weltverachtung und Weltvernichtung" im ersten wie im zweiten Jahrtausend - letztlich der ganze "Leib der materialischen Zerspaltung", über den Karl Marx philosophierte, bevor er sein "Kapital" schrieb...

Lodemanns "Mord" ist schöner und größer, texthaltiger und geschichtsträchtiger. Vor allem gelingt ein Kunststück, dessen mangelhafte Lösung RR dem GG ankreidet. Die fremden Texte finden sich bei Lodemann im Schriftblock nachgewiesen, so daß eine saubere Unterscheidung möglich wird, ohne den Lese- und Textfluß zu stören - eine vorbildliche Lösung durch zweifarbigen Druck. Die Geschichte der Buchkunst verpflichtet, auch das gehört zum gesamtdeutschen Erbe...

Westdeutscher Rundfunk (WDR 3, Hans-Heino Ewers, „Buch der Woche“):

Das Buch fesselt zunächst durch seine Sprache und Erzählweise, sein heimlicher Gegenstand scheint mir das Erzählen selbst zu sein, die uralte Kunst der Menschheit, die nach Walter Benjamins Diagnose im Zeitalter der Information dem Untergang geweiht ist. Wie Giselher, der kluge Schreiber und Chronist des Wormser Königshofes, in abendlicher Erzählrunde Siegfrieds Jugendgeschichte vorträgt, wie er sie hervorgehen läßt aus den widersprüchlichen Berichten der Mönche aus Siegburg und Werden, der Kaufleute aus Köln, Mainz und Frankfurt, das ist fast aufregender als die Sache selbst. Man erlebt es unmittelbar: Der Siegfried-Mythos hat seinen wahren Ursprung im Akt des Erzählens.

Lodemann parodiert aus tiefer Bewunderung die Erzählstile der alten Chroniken und Heldenepen. Bei diesem Spiel befällt den Autor eine unbändige, eine archaische Erzähllust, die in meinen Augen das eigentliche Faszinosum dieses Buches darstellt. Die Erzähllust ist so, daß sie die Sprachkonventionen sprengt, an herausragenden Stellen des Romans bricht ein prasselndes Starkdeutsch hervor, in dem sich Anklänge ans Althochdeutsche mit seiner stabreimenden Heftigkeit und die Drastik des Kohlenpottslangs auf atemberaubende Weise mischen.

Lodemann hat die Nibelungen-Sage von allen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert stammenden national-konservativen Schlacken befreit. Freilich ist Siegfried auch bei ihm ein mythischer Held, zudem noch ein bewußt "deutscher" - doch meint "deutsch" hier was ganz anderes, es bezeichnet das Volkhaft-Ordinäre, Ungeschlachte, Direkte, Wilde, Unzivilisierte. Siegfried, der Königssohn aus Xanten, der Mann aus dem niederrheinischen Nebel-Land, ist Repräsentant einer mythischen Form menschlichen Daseins. Der Autor wird nicht müde zu zeigen, welche Kraft und welche Schläue, welche Güte und Weisheit in diesem Menschen stecken. Das macht Lodemann nicht zum Primitivisten, der uns eine Rückkehr zum Mythos verordnet, er stellt vielmehr das Bündnis in den Mittelpunkt, das Siegfried mit den Burgundern anstrebt und das er durch die Heirat Kriemhilds befestigen will - dieses Bündnis ist gegen die römisch-katholische Zivilisation gerichtet, die durch Bischof Ringwolf und durch Hagen verkörpert wird. Dieses Bündnis zielt auf eine alternative Form zivilisatorischer Entwicklung ab - sie soll nicht aus der Zerstörung mythischen Daseins hervorgehen, sondern aus einem freien Austausch, ja einer Vereinigung mit den Gegenkräften, mit denen des "Kopfes" - dies ist die zentrale Utopie des Romans!

Mit Siegfrieds Ermordung ist der Untergang dieser Utopie besiegelt, ist für Lodemann die Chance eines alternativen Wegs verspielt, der die mythische Ehrfurcht vor der Natur und dem Leben hätte bewahren können. Mit Hagen hat sich eine rücksichtslose und destruktive Art von Zivilisation durchgesetzt. Welchen Verlust dies bedeutet, macht nicht zuletzt die ökologische Katastrophe der gegenwärtigen Industriegesellschaft deutlich. Ein Blick auf die Industrielandschaft des Ludwigshafener Umlands beschließt den Roman. Sie hat alle Spuren des Mordes an Siegfried vernichtet, der nach Lodemann hier stattgefunden hat – und zeugt doch auf schlimme Weise eben gerade von diesem Mord.

Radio 100,7 Luxemburg (Michel Raus):

...Dieser bibliophile Kraftakt macht diesen „Roman“, der um die leidenschaftlich todessüchtige Liebe zwischen dem Cheruskerfürsten Siegfried und der Burgunderprinzessin Krimhild rotiert, zu einer epischen, wissenschaftlichen, intellektuellen, ja auch moralischen und politischen Sensation, die es viel eher als Günter Grass und Peter Handke verdient hätte, im literarischen Frühjahr 2002 „à la une“ des Feuilletons im deutschsprachigen Raum zu stehen ... Eine Hauptlehre zieht der Rezensent aus diesem in einer so geschichtsvergessenen Zeit wie der unseren für unvorstellbar gehaltenen Meisterstück: Der Nibelungenmythos ist mitnichten eine nur germanische und schon gar keine deutschtümelnde Angelegenheit, dieser auf wahren Begebenheiten fußende Mythos hat die Dimension der klassisch-griechischen Tragödie und ist von gesamteuropäischer Relevanz.

Die Bestenliste, Persönliche Empfehlung (Kirsten Voigt):

...Lodemann ist Exzeptionelles gelungen, ein Werk, das verzaubert und „belehrt“. Das Buch handelt vom politischen Umbruch, dem religiösen Konflikt zwischen Naturreligion und Christentum, also, wie Lodemann sagt, „von unseren fundamentalen Ungeheuern“.

Amazon.de (Stefan Kellerer):

... Opulent und überwältigend ...

Deutschlandradio Berlin (Lutz Bunk):

Der vielen Literaturfreunden unbekannte Autor Jürgen Lodemann, einer der produktivsten und geistreichsten Erzähler Deutschlands, schafft es, den von wagnerischem Dunst eingehüllten Stoff in eine moderne Fassung zu übertragen. Aus dem Heroen macht Lodemann eine Art kritischen, antiklerikalen Che Guevara, den Staatsraison und Machtgier ermorden müssen...Vielleicht einer der wichtigsten Romane, die je geschrieben wurden, wenn es darum geht, die historische Traumatisierung der Deutschen zu verstehen.

Stuttgarter Zeitung (Joachim Worthmann):

...der Anarchist, der den beharrenden, um ihre Macht besorgten Ordnungskräften zum Opfer fällt. Ein tragischer Held, der keine Chance hat. So etwas soll es auch heutzutage geben, und die Vermutung, daß, was damals Rom und der Vatikan waren, heute im Machtanspruch Washington heißt, liegt so fern nicht. Dann hat Lodemann womöglich eine recht heutige Geschichte erzählt.

Lübecker Nachrichten (Jürgen Feldhoff):

...das ist erschreckend aktuell. ...Sprachlich ist Lodemann ein großer Wurf gelungen

Buchhändler heute:

...mitreißend und wortgewaltig...

Mitteldeutsche Zeitung (Wilhelm Bartsch)

...ein Wälzer zum unstillbaren Stöbern, wunderschön oft und sehr witzig

Badische Zeitung (Jörg Drews):

Der es unternahm, aus dem lastenden Stoff ein Volksbuch für heute zu machen, ist Jürgen Lodemann vom Jahrgang 1936, und eines muß man ihm attestieren: Angst hat der Bursche keine, gelehrt ist er, Ideen zur Deutung beziehungsweise Umdeutung des Stoffes hat er, und die erzählerische Puste geht ihm nicht aus, obwohl er kein Heldenanbeter, kein Germanenfreund ist.

...Gegen Lodemanns Rahmenhandlung ist die Aufklärung der Herkunft des Manuskripts von „Der Name der Rose“ eine simple Story... Siegfried ist Lodemanns christentumkritischer Agent, sein Sprecher gegen die Spaltung von Seele und Körper und gegen den Sadismus, der sich in der Heidenmission austobte. ...Ich hätte jedenfalls nie gedacht, daß ich mir amüsiert und belehrt 886 Seiten einer Neufassung der Sage von Siegfried und Krimhild würde bieten lassen... viele hundert Seiten, in denen zielstrebig aufgeräumt wird mit Lügen über Siegfried und mit Glorifizierungen frühmittelalterlicher Christlichkeit!

Literaturen (Jürgen Wertheimer):

...ein Klotz von einem monumentalen Buch. ...Der Nibelungen-Neuerzähler versucht, alle Übermalungen, Schrift- und Farbschichten des geschichtlichen Zwischenraums zu entfernen und die ursprünglichen Burgunder oder Nibelungen als Zeitgenossen begreiflich zu machen. ...Lodemanns mehr als zwanzigjährige Arbeit am Mythos oder, wie er selbst sagt, sein „lebenslanges Herstellen einer genauen Fassung des Epos“ ist für sich genommen schon ein Geschichtsdokument. Sein Kampf um die Nibelungen hat selbst schon mythische Dimensionen. Seine These, die Nibelungen seien ein Produkt aus den ideologischen Fälscherwerkstätten der Schreiber und Gelehrten unterschiedlichster politischer Couleur, hat viel für sich. ... Die grafische Idee des Buches ist es, Fußnoten und Anmerkungen rot auf weiß in den Schwarzweiß-Text direkt einzuschieben. Eco-Leser mußten noch mühsam im Anhang suchen, um Wissenslücken zu füllen und verdeckte oder offenkundige Zitate zu verifizieren und zu entschlüsseln... Das hat gewiß seinen handwerklichen Charme, auch eine erzählerische Solidität: Da hängt nichts in der Luft, da wird jedes Wort noch wörtlich genommen und mit der ganzen etymologischen Wurzel plus semantischem Erdreich ausgegraben. Das ist veritable Kärrnerarbeit. Wären Fleiß, Zeit und Energie Kategorien literarischer Wertung, Lodemanns Opus wäre mit Höchstnoten zu bewerten.... Lodemann ist mit allen Methodenwassern gewaschen, er peilt ein höheres Ziel an. Er will eine Geschichte schreiben über das Schreiben von Geschichte, genauer: über das Fälschen von Wirklichkeit mittels der Geschichtsschreibung. ...Lodemanns Versuch einer Prosa-Revision, einer kritischen Bergung der Geschichte der Menschen unter den Schichtungen der Mythologien, ist aller Ehren wert. Die Rückführung der Nibelungen in ihre historischen Koordinaten übertrifft alle vergangenen Versuche an obsessiver Genauigkeit, Breite und Systematik der Darstellung. Der Grass-artig opulente, schweifende Sprach- und Erzählduktus sollte nicht täuschen: Dahinter stecken System und Kalkül, keine postmodern beliebige Mythenspielerei, sondern der Versuch einer Befreiung aus dem Sog der Überlieferungen. Keine bloße Ironisierung, sondern ein fast aufklärerischer Auftrag. ...Folgerichtig ist Lodemanns Siegfried kein Kalter Krieger und keine Ikone germanischer Reinheit, sondern just das Gegenteil: ein rede- und denkgewandtes Multikulti-Talent, Absolvent guter römisch-dekadenter Schulen, fröhlicher niederländisch-cheruskischer Mischling, polyglott, pazifistisch, obrigkeitsunhörig, eine Art lachender Antichrist, der stets das Gute will und es dann auch tut, und der gerade deshalb von Machtstrategen wie Hagen attackiert wird, die als Schergen eines neuen klerikalen Imperium mortis agieren, eines Befehlssystems des Todes.... Am Beginn Europas steht der Tod des anarchistischen, die Ordnung zerstörenden Lachens. Lodemann legt den Mord in das Jahr 486, in die Phase der ausklingenden Völkerwanderungszeit und der beginnenden machtpolitischen Neuorganisation Europas zwischen Kaiser und Papst...

...ist dieser Nibelungen-Roman ein großer schlackenreicher Berg aus Wissen, Vor- und Nachgeschichte, Wirklichkeits- und Fiktions-Ebenen, die einander in überraschenden Konfigurationen durchdringen, Fragen in Gang setzen und den erstarrten Mythos im Kopf des Lesers wieder in Bewegung bringen. Während Lodemann am „deutschesten aller deutschen Stoffe“ (Heiner Müller) arbeitete, hat diese deutsche und europäische Geschichte mehrere überraschende Wendungen genommen. Mochten am Beginn noch die Nachrüstungsdebatten stehen, so erscheint das Buch nun mit seiner symptomatischen Editionsgeschichte zu einem Zeitpunkt, in dem das neue Deutschland, die Berliner Republik, im Kontext des „werdenden Europa“ nach einer eigenen Leitkultur sucht, einem unverdächtigen deutschen Selbstbewußtsein ohne Holocaust-Schatten, aber auch ohne Größenwahn.

...nun hat es sich zum neuen „Volksbuch“ ausgewachsen....Lodemanns Buch ist ein virtuoses Plädoyer für europäische Kulturvermischungen, Unreinheiten und Ambivalenzen jenseits allen Geredes von „Leitkultur“ und aller versponnenen Meditationen über das Deutsche an der deutschen Literatur. ...ist Lodemanns anti-revanchistischer Siegfried als Opfer des neuen Totalitarismus katholischer Globalisierer wie Hagen zum richtigen Moment an der richtigen Stelle: diesmal nicht, um das „Deutschtum“ zu verklären, sondern um es zu erklären.

Südkurier (Alice Natter):

...ein höchst lesbares, vergnügliches, geradezu süffiges Stück Literatur...ein Volksbuch für den modernen Leser...ein starkes Stück

Konkret (Michel Raus):

...Einzigartig, einsam neu ist die Leistung des Romanciers Lodemann...Es fällt schwer, Lodemanns Unternehmen in allen Facetten, Über- und Unterschichten vorzuführen und zum Beispiel des Autors moderne, doch merkwürdig antikisierende, ihrem Gegenstand maßgeschneiderter Sprache gebührend zu würdigen. Überwältigt hat mich in erster Linie der in fast 900 Romanseiten plastisch und stringent geführte Nachweis der Schuld der Christenkirche. „Siegfried und Krimhild“ ist mitnichten nostalgisch und Jürgen Lodemann ist als Schriftsteller nicht entfernt so evasiv weltflüchtig wie Peter Handke, er steckt tiefer und überzeugender in der krisenhaften Gegenwart als der krebsgängige Günter Grass.

Saarbrücker Zeitung (Christopher Lang):

...ein spannendes und über weite Strecken glänzend geschriebenes Buch. Die Geschichte der Nibelungen war bislang noch nie so eindringlich und aufregend zu lesen wie in Lodemanns Neuerzählung.

Tagblatt Zürich ( M.P.):

„Siegfried und Krimhild“ leistet weit mehr, als die Nibelungen erneut zu erzählen. Der Autor bettet die Saga zurück in ihren historischen Kontext. Er rekonstruiert die gesellschaftliche Situation zur Zeit der Völkerwanderung, die im mittelalterlichen Nibelungenlied bis zur Unkenntlichkeit umgeformt worden ist. Und er gibt den Lesern die Heroen als Menschen aus Fleisch und Blut zurück. ...Es ist die Zeit der Weltwende vom Heiden- zum Christentum. ...Lodemanns sprachmächtiges, mit leichthändigen textkritischen Anmerkungen gespicktes Erzählwerk ist von überraschend zeitloser Aktualität.

3Sat-Kulturzeit (Manfred Scheyko):

Lodemann zeigt, daß der vermeintlich "deutsche" Nationalmythos ein frühes europäisches Drama ist. ...Er hat den Text konsequent gegen den Strich gelesen und versucht, Fragen zu beantworten, die die Germanistik nicht einmal gestellt hat. Seine monumentale Recherche macht deutlich, wie Geschichtsschreibung die Historie verfälscht, wie die Zensur der Tonsur-Träger funktionierte.

Der Landbote (Matthias Peter):

...Man kann sich dem Sog nicht entziehen, den Lodemanns Sprache von der an den Anfang gestellten Nacherzählung des germanischen Schöpfungsmythos an auf einen ausübt. ...Aus der unüberschaubar gewordenen Literatur zum Nibelungenlied ragt Jürgen Lodemanns Buch hoch hinaus. Vermag er doch das Fachwissen, das er sich als promovierter Literaturwissenschaftler angeeignet hat, durch den sprachschöpferischen Willen des Dichters in großartige zeitlos aktuelle Literatur zu verwandeln, wie sie im deutschen Sprachraum selten geworden ist.

Durch die Art und Weise, wie er seinen Erzähler Giselher widersprüchliche Berichte ausloten und daraus Siegfrieds Geschichte hervorgehen läßt, führt er einem das Erzählen als Akt der Erkenntnis vor Augen.

Badisches Tagblatt (Kirsten Voigt):

Was Spannung wirklich bedeutet, dafür hat Jürgen Lodemann mit „Siegfried und Krimhild“, der aktuellsten Neugestaltung die Nibelungen-Historie, ein ungemein eindrucksvolles Lehrstück geliefert. Das Buch, an dem er fast zwanzig Jahre lang arbeitete, hat nahezu 900 Seiten und ist damit sicher kein literarischer Köder, auf den Leser leicht anbeißen. Aber wer die Scheu, sich an diesen „Wälzer“ zu wagen, verdrängen konnte – der Glückliche – der erlebt ein wunderbares Phänomen: Lodemann packt ihn, läßt ihn nicht mehr los. Aus dem fesselnden Geschehen, das der Autor in einer beispielhaft klaren Sprache schildert, ragen zahlreiche Ereignisse heraus, die besonders beeindrucken . . .Die Spannung ist permanent. ...ein geradezu fabelhaftes Lese-Erlebnis, gelehrt, erkenntnisreich und hoch dramatisch führt es zu den Wurzeln der europäischen Literatur. Ein Werk, das seinen Meister lobt.

Deutsche Welle (Brigitta Lindemann):

Wenn Lodemann, der ein kluger, heute zu Unrecht wenig bekannter Autor ist, zu Beginn des 21. Jahrhunderts zurückgreift auf einen Sagenstoff, dem Geschichtsereignisse aus dem 5. Jahrhundert zugrunde liegen, dann muß er seine jetzzeitbezogenen Gründe haben. Die hat er....Siegfried tritt an gegen den Geist der Zerstückelung in Leib und Seele, gegen das manichäische Denken, das nur schwarz und weiß kennt... Wider die terroristische Lehre vom Eindeutigen und Unvermischten lehrt Siegfried das Lachen und das Spiel.

Lodemann hat die 32 Handschriften des Nibelungslieds nicht etwa schöpferisch neu gelesen, er war vermessener und hat sich das Original, die ursprüngliche Quelle, das „missing link“ aus dem 5. Jahrhundert selber erschrieben, und das ist geradezu genial. „Gute Lügner erzählen die Welt genauer“, heißt es an einer Stelle. Das allerdings hat der Autor mit seiner Saga glänzend bewiesen.

Rheinischer Merkur (Klaus Rainer Röhl):

20 Jahre wühlte und grub der Schriftsteller Jürgen Lodemann, besessen von einer Vision, in der Fachliteratur, ging tausenden Hinweisen der Germanistik und der Archäologie nach. Und dann war es so weit: Zum Vorschein kam, funkelnd und neu, wie die Fresken von Fra Angeliko unter der Tünche von 1800, das Epos, spannend wie Umberto Eco, nahtlos dicht geschrieben wie der neue Handke, von überbordender Sprachphantasie wie Grass – in seinen frühen Jahren. Wenn man sich auf einen erörternden Roman einlassen will – die letzten Romane dieser Art erschienen zur Barockzeit.

Atemlos geht es von einer großen Szene zur anderen. Alle, auch die märchenhaften Ereignisse bleiben für die Phantasie zumutbar. ...Jede Person steht da überzeugend im Recht, wie in der großen Tragödie. ...wunderbare, großartige Geschichte...

Oberhessische Presse (Carsten Beckmann):

...man wird sich dem Stoff so schnell nicht mehr entziehen können. Das liegt auch daran, daß Lodemann alles andere als wissenschaftlich verbrämt schreibt, sondern bunt und schräg, sinnlich und derb fabulierend.

Neue Zürcher Zeitung (Beatrix Langner):

....Viel Staat um deutsches Wesen läßt sich nicht machen mit diesem heidnischen Naturburschen, der dem UrChaos Ginungagap und der Unerschaffenen Gaia näher steht als den neuen Herrschern an Rhein und Tiber. Die Tarnkappe wird bei Lodemann zum Bischofskäppchen, der Drache Nidgir zur kapitalistischen Urkraft von Habgier und Besitzsucht. ...Ein Versuch, dem deutschen Nationalkonservatismus sein zentrales Heldenbild zu entwenden.

...geht Lodemann spielerischer und respektloser mit seinen Quellen um als der Mittelalterinterpret Dieter Kühn, wortschöpferischer und aufklärerischer als der Fabulierer Umberto Eco. Sein mythographischer Heldenroman ist auch eine opulente Schrift-, Sprach- und Wortgeschichte, eine wortverliebte Hommage an die Libelli, die kalbshäutigen Zeugen der Überlieferungen, der wahren wie der falschen. Da entstand ein großformatiges Erzählvergnügen...

Bayerischer Rundfunk (Helmut Petzold):

...und Siegfried ist kein Haudrauf, kein Schlagetot und keine Naiver, er ist ein friedfertiger Sieger, der die List dem „KampfKrampf“ vorzieht und ist damit – je nach Standort – ein Messias oder Antichrist. ...Lodemann erzählt sprachkräftig, verliebt in Etymologien, Derb- und Grobheiten nicht scheuend; und obwohl diese Chronik Loki, dem listenreichen Lügengott, gewidmet ist, obwohl immer wieder Täuschung, List, das Erzählen, das „Durchdringen“ in der Form gefeiert werden, betreibt Lodemann keine Verklärung des Heidnischen: Auch Wotan, der Wut- und Rauschgott Wotan, ist einäugig und hat den genauen Blick verloren und am Ende stecken...fast alle fest in den Zwängen des Imperiums, was Lodemann mit Befehlssystem übersetzt. ... Eine gleichzeitig archaisierende wie zeitgemäße, aufklärerische Nach- und Neu-Erzählung des berühmten Stoffs. Und obwohl die Geschichte bekannt ist, ist Jürgen Lodemanns „Siegfried und Krimhild“ spannend bis zur letzten Seite.

Frankfurter Rundschau (Michael Braun):

Am Ende durfte der alte Pionier des TV-Literaturjournalismus noch einmal triumphieren. Jürgen Lodemanns Roman „Siegfried und Krimhild“, eine eigensinnige Neufassung des Nibelungenstoffes, gelangte im Juni auf Platz 1 der traditionsreichen SWR-Bestenliste. Eine späte Genugtuung für einen Mann, der einst im Zorn von dem Medium geschieden war, das ihn berühmt gemacht hatte. Es war nämlich dem utopiebewehrten Trotz Jürgen Lodemanns zu verdanken, daß 1975 die Bestenliste aus der Taufe gehoben wurde, das stolze, das demonstrativ auf Qualitätskriterien rekurrierende Gegenmodell zur gewohnten Bestsellerliste.

Laudatio zum Phantastikpreis der Stadt Wetzlar (Otfrid Ehrismann):

...“Siegfried und Krimhild“ ist ein großer Wurf. Das Buch ist eine großartige Arbeit am Mythos von den Nibelungen. Es ist zeitgemäß und zeitgerecht ambitioniert und brillant in der Kunst des Erzählens und engagiert in der Botschaft. Der Autor ist ein streitbarer Aufklärer, der mit dem Iren Kilian für die Freiheit der Völker und für ein menschenwürdiges Dasein streitet. Er träumt von einer Harmonie zwischen Kopf und Bauch. Er zwingt uns, unsere Herkunft für eine besser Zukunft zu bedenken. Lodemann hat – und deshalb wünsche ich ihm viele Leserinnen und Leser – dem Nibelungenmythos eine neue und zukunftsfähige Würde gegeben, eine neue Akzeptanz. Er hat ihn aus seiner heroischen, fremdenfeindlichen und rassistischen Vergangenheit der letzten beiden Jahrhunderte befreit und ihn in die große Tradition der deutschen Aufklärung eingebracht. Dafür haben wir ihm zu danken.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung (Wolfgang Platzeck):

...das grandiose, sprachgewaltig und voller Witz entfaltete Panorama einer Epoche, in der sich das Schicksal Europas entschied. Die Nibelungen-Saga neu zu erzählen, bedient sich der Autor eines Tricks, der bekannt ist und doch fast beispiellos in der Perfektion der Ausführung. Der Autor ist der historisch, philologisch und theologisch versierte Übersetzer einer aufs Jahr 486 datierten Ur-Prosafassung, deren Existenz die Germanistik seit langem vermutet. Bei Lodemann wird diese Chronik... zu einer fesselnden politischen Theologie. Hier, in der Person Siegfrieds, das diesseitige, lebensbejahende, von keltisch-germanischen Vorstellungen durchdrungene frühe Christentum der Völkerwanderungszeit, als niemand in Kategorien wie Rasse oder Nation dachte – dort die freiheits- und gedankenfeindliche, auf Macht und Besitz zielende Romanisierung nach imperialem Vorbild, das brutale Streben nach dem „Heiligen Römischen Reich“. Hagens Mord an Siegfried, so zeigt Lodemann, war ein Mord an der Zukunft Europas.

Westfälischer Anzeiger (Ralf Stiftel):

Der Stoff ist zu schön, um ihn den Germanisten und Wagnerianern zu überlassen. Die große Liebes- und Kriegsgeschichte aus der Zeit der Völkerwanderungen bietet alles: Erotik, Leidenschaft, Abenteuer, Intrigen, Kämpfe und Staatsaffären... ...Der Autor erlaubt sich, bei penibler Texttreue in den Abläufen, große Freiheiten in der Deutung...zum Beispiel in den düster-visionären Sprüchen der burgundischen Königsmutter Ute, aber auch in der starken Brünhild. ...Lodemann geht in seiner Mittelalter-Aneignung weit über die Schmöker für gehobene Stände eines Umberto Eco hinaus. Er erfindet eine Kunstsprache...seine Nibelungen sind ein wortverliebtes, wortgläubiges Volk. Immer wieder wenden sie Begriffe um, Bischof Ringwolf findet im „Aufklärer“ den „Lichtbringer“ Lucifer, den Teufel. ...Der Sprache wohnt in Lodemanns Text noch ein Zauber inne.

Die Presse, Wien (Prof. Alfred Ebenbauer):

Lodemann hat einen vielschichtigen Text verfaßt, in dem vieles integriert ist: Nibelungenlied, Edda-Lieder, historischer Roman, fingierte Chronik, stupende Gelehrsamkeit, Zeitkritik. Eine differenzierte und spannende Collage! ...das Werk ist – man möchte sagen: erstaunlicherweise – aus einem Guß und zudem gut erzählt. Trotz Umfang und Fülle eine Leseabenteuer.... Siegfried orientiert sich an den „Sieben Sätzen vom Erkennen, wonach alles Übel von dort ausgeht, wo der Mensch sich dem Menschen aufzwingt, nicht nur mit blutiger Gewalt, sondern auch mit Göttern, mit zertrennenden Wahrheiten und mit jederlei Imperien.“

Nürnberger Zeitung (Joachim Schultz):

...Ganz großartig ist zum Beispiel die Szene, in der Siegfried in Worms eintrifft .... Wer die ganze Vielschichtigkeit des Romans, seine ironischen Brechungen und vieles mehr auskosten will, sollte ihn selber lesen. Lesespaß der besonderen Art ist garantiert.

Bergsträßer Anzeiger (rol):

Das teils hochdramatische, teils wüst fabulierende, an anderen Stellen urkomische und durchweg respektlose Buch des Literaturpreisträgers Ruhrgebiet ist zugleich ein Stück Wissenschaftskritik, Kritik auch an der Glorifizierung der Siegfriedsage. Lodemann holt sie aus den Höhen eines heiligen Kulturguts zu uns herunter, macht sie lebendig und aktuell. „Siegfried und Krimhild“ ist der Schmöker, der auf die einsame Insel mitgenommen werden sollte.

Deutschlandradio (Agnes Hüfner):

Hegel untersuchte die romantischen Zeiterscheinungen in seinen Vorlesungen zur „Ästhetik“. „Die Burgunder, Kriemhildens Rache, Siegfrieds Taten ...usf. – das alles hat mit unserem häuslichen, bürgerlichen, rechtlichen Leben, mit unseren Institutionen und Verfassungen in nichts mehr irgendeinen lebendigen Zusammenhang. ... Dergleichen jetzt noch zu etwas Nationalem und gar zu einem Volksbuche machen zu wollen, ist der trivialste, platteste Einfall. ... Zeichen einer in der Annäherung des Todes wieder kindisch gewordenen Zeit, die sich an Abgestorbenem erlabt.“ ...Das Nibelungenlied hielt Hegels Maßstäben offenbar nicht stand. Negativ bewertete er vor allem die „abstrakte Schroffheit der Charaktere“, rohen Holzbildern sähen sie ähnlich, nicht zu vergleichen mit der „menschlich ausgearbeiteten geistvollen Individualität der Homerischen Helden und Frauen“.

Von Hegel zu Jürgen Lodemann und dessen Neugestaltung der Nibelungen ist der Weg nicht so weit, wie es den Anschein hat. Vielmehr könnte man meinen, Lodemann habe Hegel sein Ohr geliehen, so konkret, so widerspruchsvoll zeichnet er seine Charaktere, Menschen wie du und ich. Wort- und variationsreich stellt er das Keltische gegen das Römische, das Frei-Sein gegen die Imperiums-Falle, die Ganzheitlichkeit gegen das Zertrennen von Kopf und Leib, Frauenfreuden gegen Sündenlehren. Die Sprache verdeutlicht, wie flexibel der Autor den Stoff bewältigt, werkgetreu ebenso wie vergegenwärtigend. Einerseits schildert er veristischer noch als zum Beispiel Dieter Kühn es in seinen historischen Romanen vormachte. Andererseits wählt der Autor, ähnlich wie Umberto Eco, die Perspektive des Spätgeborenen und erreicht so die von Hegel am Nibelungenlied vermißte „in unserem Zusammenhang lebendige“ Darstellung. ...Während Eco in seinem jüngsten Roman „Baudolino“ die Geschichtsschreibung als interessengeleitetes Lügengeschäft verspottet, interpretiert Lodemann die „gerettete Chronik“ als Hoffnungsträger, als Buch des Volkes für das Volk.

Passauer Neue Presse (Stefan Rammer):

...köstlich zu lesen. Nicht nur „in alten maeren“ ist uns „wunders viel geseit“, sondern auch in Lodemanns gigantischem Roman ist ein alter Stoff zeitgemäß ins Heute transportiert, ist die Liebes- und Mordgeschichte auch Zeitspiegel, ein Erzählwerk, bei dem man lernt, lacht und einfach bestens unterhalten wird. Lodemann bringt philologische Meisterarbeit mit brillanter Fabulierkunst zusammen.

Luxemburger Wort (Jeff Baden):

...In Lodemanns „Siegfried und Krimhild“ wird die 1500 Jahre alte Historie vom Nibelungen, am Scheideweg zwischen antiker und christlicher Kultur, auf außerordentlich originelle, mitreißende und sprachgewaltige Art zum Leben erweckt, wobei das sicherlich Aufregendste ist, daß diese bilderreiche Reise in die Vergangenheit letztlich in die Gegenwart führt.

Fränkischer Tag (ng):

Die alte Sage und die mehrfache Rahmenhandlung sind mit Erzählung und Bedeutung prall gefüllt. Zwischen germanischer Zauberweisheit, Kritik an der lateinischen Kirche, Absage an obrigkeitliche Herrschaft und Anklängen an die Volksverbundenheit des Sklaven Spartakus changiert Lodemanns Siegfried. Wie beim Filmschnitt sind die Ebenen verknüpft. Der Leser kennt die Sage, dennoch steigt die Spannung. „Die Nibelungen zum Volksbuch machen“ will er, „Erinnerung an Menschen, die so hellsichtig waren wie weltverschlungen oder auch schauderhaft.“

Neues Rheinland (Jan.03, G.M.):

...mit wahrer Fabulierlust – allein 100 Seiten umfaßt die Meerfahrt nach Island zu Brünhild!... ein verschwenderisch breit angelegtes Lesebuch

Zeitung im Espace Mittelland (CH, Matthias Peter):

... Lodemanns sprachmächtiges, mit leichthändigen textkritischen Anmerkungen gespicktes Erzählwerk ist von überraschender Aktualität.

Hohenloher Tagblatt (Michaela Butz):

... daß Siegfried samt Company auch heute noch vor Aktualität sprühen. Was aber trieb Lodemann zu diesem literarischen Kraftakt? „Werde einst ein ganzer Mann“ schrieb Lodemann senior seinem 1936 geborenen Sohn ins erste Tagebuch. Keine leichte Aufgabe für eine Generation von Männern, deren Väter sich Blessuren durch das Nazischlamassel holten. Was liegt also näher, als die Auseinandersetzung mit dem von den Nazis mißbrauchten Siegfried-Mythos. ... Ein originelles Buch.

MAGIRA, Jahrbuch zur Phantasy (Alexander W. Müller):

...bemerkenswert ist zudem, mit welch großer Sprachfreude und atemberaubender Vorstellungskraft „Siegfried und Krimhild“ geschrieben ist.

Hessische Allgemeine (Georg Pepl):

... ein lehrreiches Vergnügen.

Wiesbadener Wochenzeitung (Gesine Werner):

...las aus seinem überraschend aktuellen Historien-Epos. Genußvoll und szenisch und äußerst lehrreich entlarvt der brillante Erzähler den religiös verfälschten Mythos um Liebe, Mord und Politik. Das Buch ist extrem spannend, prall erzähltes Panorama und höchst „erlebenswert“.

Bietigheimer Zeitung (Gabriele Szczegulski):

Rein formal gelingt dem Autor der Spagat zwischen dem spannenden Geschichtsroman und der sachlichen, kommentierten Nacherzählung.... Siegfried ist nicht länger der jugendliche Held, dem alles gelingt, sondern ein tragischer Idealist, der ob seines gesellschaftlichen Andersseins sterben muß. Er und Krimhild sind das Traumpaar, das die Welt verbessern könnte...

Zürichsee-Zeitungen (Matthias Peter):

...er rekonstruiert möglichst wirklichkeitsgetreu die gesellschaftliche Situation zur Zeit der Völkerwanderung, die im Nibelungenlied bis zur Unkenntlichkeit umgeformt worden ist. Dadurch gelingt es ihm, die sagenhafte Geschichte vom Pathos zu befreien, das ihr anhaftet, seit sie als Nationalepos ideologisch vereinnahmt wurde. ...Er schildert sprachmächtig ... erzählt einfühlsam ... man kann sich dem Sog nicht entziehen, den Lodemanns Sprache ausübt. ... Aus der unüberschaubar gewordenen Literatur zum Nibelungenlied ragt Jürgen Lodemanns Roman hoch hinaus ... großartige zeitlose Literatur, wie sie im deutschen Sprachraum selten geworden ist

Literaturhaus Köln (Thomas Böhm):

Ein Heldenroman ohne wagnerischen Dunst. Packend, historisch fundiert, witzig. Gibt die Heroen als Menschen zurück.

Schwarzwälder Bote (Bodo Schnekenburger):

Sein Opus Magnum hat das Zeug, den Nibelungenlied den Schrecken zu nehmen ... Was Lodemann las und was der Grundgelehrte rund um diesen „deutschen Ballast“ erzählte, war locker und eine interdisziplinäre Lehrstunde in Europäischer Menschheits- und Kulturgeschichte.

Süddeutsche Zeitung (Klaus Böldl):

Siegfried gegen den Rest der Welt. Jürgen Lodemann inszeniert den Nibelungenmythos als Sündenfall der Globalisierung. ...wird gegen die jüdisch-christliche Tradition gegeifert.

Badische Zeitung (Jörg Drews):

Und schließlich ist da der Nationalerzähler, Mythenumdeuter, Verfasser eines Buchs, dem man wünscht, Volksbuch zu sein oder zu werden. Wie Lodemann den Nibelungenstoff in drei Fassungen einkreist – die Schlussversion „Siegfried und Krimhild“ liegt auch als Taschenbuch vor - , das ergibt eine höchst nachdenkliche Variante unseres oft missbrauchten Nationalepos, eine „heidnische“ und eine „grüne“, die in meiner inneren Bibliothek neben Ecos „Der Name der Rose“ steht.

20cent-Zeitung, Cottbus (Andreas Oppermann) (am 30.5.2006):

So viel Schwarz-Rot-Gold wie derzeit war noch nie. Passend zur WM haben Alt-Linke wie der Feuilleton-Chef des SPIEGEL ihr Liebe zu Deutschland entdeckt. Doch zum Glück gibt es nicht nur peinliche Bücher, sondern mit der Taschenbuchausgabe von Siegfried und Krimhild von Jürgen Lodemann auch ein richtig gutes und fesselndes Buch zum Thema.

2o Jahre lang arbeitete Jürgen Lodemann (70) an seiner Fassung des Nibelungenliedes. In der Zeit ist die Mauer gefallen, deutsche Soldaten sind weltweit im Einsatz, die Anzahl der geborenen Deutschen geht radikal zurück und die deutschen Sänge beim Grand Prix scheitern Jahr für Jahr grandios.

All das findet sich auch irgendwie auf den fast 900 Seiten. Lodemann erzählt vom Drachentöter Siegfried und seiner Liebe zu Krimhild aus der Sicht ihres Bruders Giselher. Der ist Sänger und versteht sein Handwerk. Wenn er seine Lieder anstimmt, hört der burgundische Hof zu. Kein Wunder, denn Giselher hat was zu erzählen, seine Lieder handeln von Liebe, Macht, Glaube und Treue, das alles mit Tiefgang.

Um nicht nur das Nibelungenlied aus einer klösterlichen Schreibstube des 13.Jahrhunderts nacherzählen zu müssen, behauptet Lodemann, eine ältere Quelle aus der Lebenszeit der Handelnden zu zitieren. So bekommt der Stoff aus der Völkerwanderung noch andere Aspekte. Lodemann stellt Siegfried als einen gebildeten Vertreter der germanischen Naturreligion dar, der gegen die römische Papstkirche mit Forderung nach Unterwerfung kämpft.

Damit macht sich Siegfried Feinde, die ihm wie der königliche Berater und Vetter Hagen nach dem Leben trachten. Was Lodemanns Fassung so spannend macht, ist die große Sprachkraft, Lodemann erfindet neue Wörter, um die Bedeutungszusammenhänge des 5. Jahrhunderts mit denen des 21. in Einklang zu bringen.

An der Oberfläche bekommt der Leser ein kraftvolles Epos vorgesetzt, das die Bände vom Herr der Ringe als nette Vorabendserie erscheinen lassen. Aber das Buch ist tiefer. Es ist ja der deutsche Stoff schlechthin. Und so führt Lodemann den Leser in die Philosophie-Geschichte ein. Deshalb ist das Buch allemal besser als die Deutschtümeleien, die gerade in die Buchhandlungen kommen.


Frankfurter Allgemeine Zeitung (Lorenz Jäger):

Dieses Buch ist unlesbar.

zurück



Echo auf SIEGFRIED. 33 Szenen. Die reale Geschichte


Ab Juli 2015 beim Tübinger Verlag. Die Bühnenrechte hat der Frankfurter Verlag der Autoren




Am 24./25.7.2015 erschien in der Neuen Ruhr- und Rhein-Zeitung (NRZ) folgendes Interview. Die Fragen stellte Jörg Bartel, der Redationsleiter des Bereichs Kultur:

Nach ältesten Belegen war „National“held Siegfried einer, der heute Weltbürger hieße

Herr Lodemann, Sie haben in 30 Jahren mehr als 1800 Druckseiten über die Nibelungensage geschrieben, ein Jugendbuch, dann einen mordsdicken aber üppig gelobten Wälzer „Siegfried und Krimhild“ und jetzt haben Sie das alles in „Siegfried. Die reale Geschichte“ auf 170 kleinen Seiten zu 33 Szenen eingedampft, „erneuert aus Altem und Ältestem. Ins noch Wahrscheinlichere“. Was kann bei einer solchen Einschmelzung von „realer Geschichte“ übrig bleiben?

Übrig bleibt, szenisch zugespitzt, die älteste deutschsprachige „Mär“ mit uralten Wahrheiten, vor allem, wie Besitzdenken Unheil stiftet, mit Gier – der Drache heißt nun nach einer uralten isländischen Handschrift NidGir. Diese neue, die Bühnen-Fassung ist pointiert politisch. Was könnte politischer sein als die älteste Nachricht in deutscher Sprache: „Kluge Frauen stoppten das Militär“. Auch wenn dies im Stück erst mal nur sehr klangvoll althochdeutsch gesagt wird. Wird stets fix übersetzt, König Gunther ist nicht gerade der Hellste, will aber meist wissen, wovon die Rede ist


Wieso haben sie sich überhaupt in eine Geschichte verguckt, die von Vorgängen vor 1500 Jahren handelt und historisch so nie stattgefunden hat?

Darauf antworten dreißig Seiten Nachwort, mit drei Fotos zu sehr persönlichen Erinnerungen aus der zerbombten „Waffenschmiede des Reichs“. In der hatten sich hunderttausende Essener, auch meine Eltern und ich, „verguckt“ in nationalistischen Größenwahn. Hat das alles „so nie stattgefunden“? „Für Riesen und Drachen“, schrieb Friedrich Engels 1839, „wird auch heute gesorgt, namentlich auf dem Gebiete von Kirche und Staat“. Das Buch „Siegfried. Die reale Geschichte“ nähert sich ausdrücklich „Wahrscheinlichkeiten“. Weiß denn wirklich jemand, was derzeit „historisch stattfindet“, in Athen? Brüssel? Teheran? Lampedusa?

Ihr Siegfried, „der Irre aus Asnithi“, ist kein gut abgehangener Nationalheld, sondern – ich mische mal bunt – ein vergleichsweise moderner Mensch, Fast-Pazifist, ein Spartakus und Anti-Christ, ein Frauenverführer und Früh-Feminist. Laden Sie ihm da nicht ein bisschen viel auf seine breiten Schultern?

Dass Siegfrieds Name „Frieden“ meint, wurde nachhaltig ignoriert. Vorgänger und Vorbild war Arminius, als Offizier in Rom nachweislich „Sigurd“. Sieg“fried“ wurde in den Weltkriegen missbraucht als „deutscher“ Kriegsheld, einige Fronten waren „Siegfriedlinien“. In der Völkerwanderungszeit (in der des 5. Jahrhunderts) war Siegfried offenbar drauf und dran, damaligen „Polis“-Betrieb zu durchschauen, Politisches, weswegen er gemeuchelt wurde von Führenden in „Kirche und Staat“, obwohl er den Hort, einen Kriegsschatz, den Wormsern geschenkt und Krimhild glücklich gemacht hatte.

Wenn man Ihr Buch liest, dann sollte man die Nibelungenfestspiele schleunigst von Worms nach Essen verlegen. Immerhin spielt die Geschichte laut Lodemann in entscheidenden Teilen zwischen Xanten und Essen, also im Königreich Ruhr.

2010 war Xanten sogar Teil Essens, der „Kulturhauptstadt Europas“ – nichts hätte ich dagegen, wenn Spiele künftig gründlicher erarbeitet würden, der neue Titel in Worms heißt „Gemetzel“, das lässt hoffen. Essen hieß vor 1000 Jahren „Asnithi“, „Eschen“-Ort – die „Welten-Esche“ war heilig, ein Ort für Nornen, für kluge Frauen, und von denen lernt einer wie Siegfried, neu aus Ältestem, das Beste: Frieden schließen. „Er will kein Massaker.“

Fürstensohn Siegfried lernt bei Alberich in „Asnithi“ (Assindia, Essen) die Schmiedekunst, und das an Steinkohlefeuern. Der erste Krupp sozusagen. Und er lässt sich bei Ihnen mit Alberichs Tochter Baldinay ein, nach der in Essen ein schöner See benannt ist. Auch der Drachenkampf steigt an der Ruhr. Ist das Lodemann'scher Lokalpatriotismus, reine Phantasie oder gesicherte historische Erkenntnis?

Ist aufregend als Tanz zwischen Wissenschaft und Phantasie. 27 Jahre wohnte ich im Essener Stadtwald, fünf Fußminuten vor dem Hügel „Heimliche Liebe“, vorm Blick hinab auf den Ruhr-See, auf die prunkende Villa da unten. „Baldeney“ war für mich seit je magisch.

Aber wo ist da Wissenschaft?

Vorausgesetzt, es zog im 5. Jahrhundert einer von Xanten aus los, weil er das schon damals Entscheidende beherrschen wollte, das Schmieden von Waffen, dann fand der schon bald an der Ruhr alles, was er suchte. Eindrucksvoll zeigt das heute die aktuelle Archäologie. War das nur Zufall, dass später vom Niederrhein eine Sippe „Krupp“ zur Ruhr zog, von denen einer am Ende sagen konnte, unter den Schmieden der Welt sei er der größte?

Neben uraltem Merseburger Zauber-Deutsch wird in „Siegfried“ viel Latein geredet. Ein bisschen ist mir der philologisch-pädagogische Einschlag auf die Nerven gegangen.

Völkerwanderung sorgt für Kauderwelsch. Und Latein? – auch die damalige Herrschaftssprache wird für König Gunther stets übersetzt, damit zugleich für Publikum und Leser.

Ja, das macht schlauer, knirscht aber ein bisschen. Obwohl ich weiß, was das heißt, „studium semper primum omnium mundi“.

Mit diesem „über alles in der Welt“ haben wir Deutschen leider nur Deutschland begrölt. Besangen nicht etwa die Welt. Oder das „Studium“.


Ihre 33 Szenen sind, wie ich finde, ein saftiges, ein gut spielbares Volksstück, wahrscheinlich zwei Abende. Ich hätte mir das 2010 in Essens Kulturhauptstadtjahr auf der Bühne vorstellen können. Sie auch?

Essen hat eine enorme VorHistorie. Aber 2010 wurde schon süffig genug inszeniert, etwa auf dem uralten Heerweg Karls des Großen gen Osten, auf dem „Hell“-Weg“, später B 1, Ruhrschnellweg, A 40 – ach, „erhellend“ ist er fast immer, der Weg zu den Quellen, den Ursprüngen. 



Badische Zeitung (Alexander Dick):

... Lodemann verhält sich zu den Siegfried-Kolportagen wie Siegfried zum Drachen. Er obsiegt ... Die Dramatisierung erweist sich dabei als kluger literarischer Schachzug. Lodemann muss nicht mehr einen wissenschaftlichen Beweisfeldzug antreten, er ästhetisiert seine Erkenntnisse in den Figuren und in der Handlung. ... Lodemanns Siegfried ist ein "Störenfried", ein "Vernünftiger", einer, der seine Siege durch Frieden und nicht durch Krieg sucht. Kurzum - ein "neualter Weltbürger". ...auch wenn Lodemanns "Siegfried"-Drama in seiner das babylonische Sprachgewirr der Völkerwanderung charakterisierenden Lust an der Sprachvielfalt (von Latein bis Althochdeutsch) mitunter etwas altmeisterlich klingen mag - eines gibt es dem vielgeschmähten, missverstandenen Mythos wieder: den Respekt. Und der war, da hat Jürgen Lodemann ja so recht, "überfällig". Mal abwarten, ob das die Theater auch so sehen.



Bibliotheksservice (Ronald Schneider):


Das Stück hat starke Szenen wie die Ankunft Siegfrieds in Worms oder den Streit der Königinnen, doch Lodemanns barocke Lust am Sprachspiel, die zahlreichen Anspielungen auf die Quellen sowie die vielen lateinischen und althochdeutschen Passagen stellen (trotz immer mitgelieferter Übersetzung) hohe Ansprüche an seine Leser. Auf die Bühnenwirksamkeit des Stückes darf man gespannt sein.


WESTZEIT.de

. . . und weil Lodemann Politik, Heimatforschung, Sprachkunde und (neue)
Spannung in Eins bringt, ist dieses Buch unbedingt zu empfehlen.
Es gilt noch nach 1500 Jahren: "Uns ist in alten mæren wunders vil geseit"!


SÜDKURIER, Konstanz (Welt der Bücher)


. . . mutig, frech oder listig hat er den großen Sagenstoff korrigiert - eine spannende Nacherzählung.


ROBERT KRIEG, Filmemacher

Einfallsreich, tiefgründig und unterhaltsam. Du schaffst, was wenigen gelingt: sich eines "urdeutschen" Themas anzunehmen und es zugleich von der Deutschtümelei mit allen ihren Abartigkeiten bis hin zum Faschismus zu befreien durch Rückgriff auf das "Älteste" - das zu lesen Du gelernt hast.


Prock Zack Paruttel!


Gratuliere, Jürgen, du hast deine Idee, den Siegfried-Stoff neu zu fassen, mit Bravour umgesetzt. Wer in den Sog der Lektüre gerät, ihre kraftvolle Sprache, ihren Duktus und Stil wird vom rasanten Schwung der Szenen mitgerissen – und findet im Vernunft glühenden Xantener einen Frühaufklärer, einen neuen Siegfried, seiner und unserer Zeit voraus.

Besonders angesprochen haben mich die Stellen Speisung der Mannschaft (63), hundert Schiffsladungen Hirn (statt Rache) (79), die Weisheit der Wildschweine (80), die Gründung Sachenshausens (82), die ganze Szene 15 (köstlich), allasamma upparlut (94 f.) und all dort, wo sich Siegfried als Geistesbruder Lortzings zeigt (der Freiheit großer Morgen).

Es ehrt dich, dass du dem Leser Hilfe anbietest, wenn ihm Verständnis für Latein oder fürs archaische Altdeutsch abverlangt wird. Du tust es meist mit Hilfe der "verdolmetschenden Frage". Solcher Stellen sind einige und nach den ersten Beispielen ahnt der Leser/Betrachter schon, wie die Dialogstruktur bei den folgenden Sprachbegegnungen aussehen wird. Du führst Gunters Langsamkeit im Verstehen als Grund für dieses Verfahren an - teilst in deinem szenischen Siegfried mancher deiner Figuren eine zweite Rolle zu, die des verdeckten Übersetzers, der seine Arbeit meist in rhetorischen Fragen verrichtet. Wer lediglich Leute-Deutsch spricht, wird dir's danken, die studierten Feinsinnigen könnten sich aber unterfordert fühlen und dir's als unnötige Hilfestellung ankreiden. Du hast dich für das richtige Verfahren entschieden.

Gibt es schon Interessenten für die 33 Szenen? Sie gehören auf die Bühne oder auf den Bildschirm, in ein Hörspiel und -buch, ja, warum denn nicht in ein mehrbändiges Graphic Play/Drama? Die Graphic Novel z.B. ist ja inzwischen eine eigene Literatursparte.

Dank für den Horizont erweiternden Lesegenuss und viel Erfolg in Bälde.


Mit Grüßen aus beiden Herzkammern

aus der Wuzelei

in Freiberg

Armin Elhardt


zurück

Echo auf NORA und die Gewalt- und Liebessachen

(Roman, Oberhausen 2006, Assoverlag)

Badische Zeitung (Jörg Drews): Wenn er in diesen Tagen wieder einen Ruhrpott-Krimi vorlegt, lässt er darin zwar den Kommissar Langensiepen aus „Anita“ wieder agieren, aber wunderbar nachdenklich, melancholisch, zögerlich – das ergibt einen philosophischen Roman.

Deutschlandradio Kultur (Lutz Bunk): Der Roman ist ein wütender politischer Rundumschlag, vor allem, was die deutsche Geschichte und deren Verdrängung betrifft . . . bekennt sich explizit zum Pazifismus ... verurteilt grundsätzlich Religionen als „Verdummungsmaschinerien“. Neben aller Agitation bleibt der Roman eine Art Krimi, schließlich soll die Queen entführt werden, also da ist Handlung, wird Spannung geschürt, man will wissen, wie es weitergeht. Lodemanns Sprache ist wie ein Spagat zwischen Comic und antikem Theater. Das ist schnurrig, skurril, manchmal umgangsprachlich Ruhrpott, oft sehr komisch, dann wieder pathetisch-poetisch im Heine-Stil, manchmal erstaunlich erotisch. Auf einen Nenner gebracht: Lodemann verfügt souverän und spielerisch über alle Möglichkeiten und Fassetten der deutschen Sprache, prägt ihr bewusst seinen Stil auf, verändert einfach Grammatik, schöpft neue Begrifflichkeiten wie die „Verdüsseldorfung der Bundesrepublik“. Seine Sprache, obwohl genuin, erinnert stark an die von Günter Grass: Lodemann ist einer der ganz großen deutschen Autoren.

Neue Ruhr Zeitung (Jens Dirksen): Jürgen Lodemann bringt einmal mehr entlegene Enden von Welt-, Natur-, Literatur- und Ruhr-Geschichte zusammen: Irland und Burgwallbronn-Mineralwasser, Romantiker und die Judenverfolgung, Orchideenschwüle und den rauen Wind von Revolutionen, obendrauf noch Spott über ein Senfdorf an der Düssel… Revierdeutsch erklingt diesmal nur noch ganz selten, obwohl er das kann, der Lodemann. Und noch mehr kann er sehr erotische Szenen mit sehr zärtlichem Lächeln zeichnen. Auch dieser Langensiepen-Roman ist natürlich kein Krimi, sondern eine klug durchdachte, sehr eigene, sture, störrische, durchdringende Story vom Festhalten an Vernunft und Freiheit und Menschenmaß. Ein Revierroman eben.

Hammett-Krimibuchhandlung (Christian Koch): auf hohem Niveau. Orchideen spielen eine Rolle, eine Königin aus England und natürlich diverse andere skurrile Gestalten. Also ein gewohnter Jürgen Lodemann? Nein, ich finde diesen Roman noch schräger und besser als die Vorgänger

Südwestrundfunk (Hans-Jörg Modlmayr): In NORA schlägt Lodemann den Drachenzüchtern aller Zeiten ein Schnippchen, inszeniert im Orchideenhaus der Villa Hügel eine spektakuläre Entführung durch junge nordirische Aussteiger aus der Spirale von Gewalt und Gegengewalt. Es gilt, den Zauberbann der vergiftenden Ideologien zu brechen... Lodemann aktiviert seine Leser und Zuhörer durch seine erotisch-bezaubernde Sprachkunst.

Stuttgarter Zeitung (Ekkehart Rudolph): ... erschien beim Assoverlag in Oberhausen, der neuerdings mit erfreulichen belletristischen Programmen hervortritt. ... „Ehrfurcht vor der Einzigartigkeit Mensch. JEDES Menschen.“ Das sind Kernsätze dieses Buchs, das offenbar bewusst nicht als Roman etikettiert ist. ... Ein anspruchsvolles Buch, das die Erfahrungen und Erkenntnisse des nun siebzigjährigen Autors bündelt. Das liest man mit Respekt, auch nicht ohne Vergnügen an der originellen Fabel.

Badische Zeitung (Bettina Schulte): Nora ist nicht nur ein Name. Nora ist ein Programm. Gegen die Macht und die zum Himmel (wo sie niemand hört) schreiende Ungerechtigkeit in der „Schlachthauswelt“. Aber auch gegen die Gewalt als Mittel zur Besserung. Nora steht für ... den Heiner-Müller-Satz: „Es ist gut, eine Frau zu sein und kein Sieger“. Nora ist eine Reverenz an James Joyces Frau Nora Barnacle und, in Versalien, eine Abkürung für das IRA-Gegenmodell „No Republican Army“ wie – zugleich – für „No Royal Army“. Eine weitere NORA-Version ist auf Deutsch zu haben: „Nie ohne radikale Aufklärung“. ... und zum Glück ist Nora eine Figur aus Fleisch und Blut, eine Doktorandin der Philosophie mit Geist und Witz und weiteren Attributen, die jedem Mann zu Freude gereichen.

... durch Noras Verführungskünste betört. . . wandelt sich Langensiepen vom skeptischen „Rauskrieger“ zum entflammten Mitmacher. Diesen Prozess schildert der Roman packend. Atmosphärische Dichte atmen die Passagen, in denen das Ruhrgebiet als Schauplatz ins Gesichtsfeld tritt.... Nora, der alte Heinrich Hertz, auch der zaudernde Langensiepen – und mit ihnen, ist anzunehmen, Jürgen Lodemann – werden nicht lockerlassen: als (den Menschen) Liebende, in welcher Form auch immer.

Krimi-Couch.de (Lars Schafft): Das meint krimi-couch.de: "Womma domma lesen!" Das ist ein Comeback: Jürgen Lodemann, 70 Jahre alt, lässt seinen Kommissar Langensiepen in seinem dritten Kriminalroman wieder aufleben. Elf Jahre hat er ihn ruhen lassen und jetzt, ausgeruht als Ex-Kommissar und Ex-Alkoholiker, wird Langensiepen Zeuge von "Gewalt- und Liebessachen". ... Ein Wortzauberer, schräg, skurril - Lodemanns neuer Roman ist keine Lektüre für nebenbei. Seine Antipathie gegenüber Sätzen mit Subjekt ist bemerkenswert, Veteran Lodemann zeigt endlich einmal, dass nicht nur jüngere Österreicher wie Haas, Steinfest oder Slupetzky Wortgewandtheit mit Kriminalromanen in Einklang bringen können. Lodemann zaubert und wie so oft bei guten Zaubereien kann man diesen nicht ohne Hirnschmalz folgen. Wer sich anstrengt, dem wird aber mit einem Lektüre-Erlebnis ganz eigener Art belohnt. ... Wer das typische "Revier" in "Nora" sucht, wird nur selten fündig. Dieses Buch als "Ruhrgebiets-Roman" zu bezeichnen wäre in etwa so passend, wie mit einem Steiger auf ein Glas Prosecco in eine schnieke Trattoria zu gehen. Vergessen wir darüber aber nicht, dass Lodemann den Plot komplett in den Essener Süden gelegt hat, in dem die Sonne nie verstaubt war. Und Essen erfindet sich als frisch gekürte Kulturhauptstadt Europas 2010 eh gerade neu. In diese Aussicht fügt sich "Nora" nahtlos ein – ungemein liebevoll geschrieben, sympathisch und prächtig unterhaltend.

Irlandjournal XVII, 3.06 (Hermann Rasche): Süffiger Erotik-Krimi, und hochpolitisch

Junge Welt Nr. 230, 4.Okt.2006 (Jürgen Schneider): Mit der List der Orchidee – einer, der seinen Shakespeare kennt. Jürgen Lodemann schreibt stilsicher über die deutsche Misere. . . . Lodemann wäre nicht der stilsichere Autor, wenn er es uns so einfach machte.


zurück




Echo auf Paradies, irisch


Verlag Klöpfer & Meyer, Tübingen 2008, gewidmet "Der Kulturhauptstadt". Erneuerung des Romans "Lynch"



Neue Ruhr Zeitung (Jens Dirksen) : So einer wie der John Fitzstephen Marcus Tullius Lynch würde heute wieder gebraucht. Denn der wusste, wie ein Wirtschaftswunder geht. Ein Erzmannsbild von einem Händler, der zugleich Bürgermeister und Richter in der allerwestlichsten Stadt Europas war, im irischen Galway. Um 1550, als die Städte die Burgen als Erfolg- und Lebensmodell abgelöst hatten, als sich die Protestanten lossagten von Rom, da formte eben jener Lynch aus der „Stadt der Stämme“, wie Galway bis heute genannt wird, für wenige Jahre ein irisches, ein irdisches Paradies . . . es hat sich zum Lebensbuch des Jürgen Lodemann entwickelt, und es arbeitet sich vehement wie keines sonst daran ab, bei  größtmöglicher historischer Genauigkeit über die Möglichkeit von Utopien zu reflektieren. Das alles im vollen Saft der Geschichte, mit Figuren, die plastisch aus den Seiten hervortreten


Badische Zeitung (Stefan Tolksdorf): 

Mitreißend geschrieben, in einer Sprache, die Appetit macht: Appetit auf Irland. Eine leibesfreundliche Liebeserklärung an das erzählfreudigste Land der Welt.


Letzeburger Journal (Michel Raus):

Fülle an Gestalten ... Ständige Spannung ... aufs beredteste und plastischste ... prächtig eloquent ... durchsättigt mit pantagruelischen, bisweilen gargantuesken Typen ... eine grandiose historische Fabel auf zeitgenössische Zeitläufte ...


Stuttgarter Zeitung (Thomas Rothschild):

... farbig, lebendig, übermütig, musikalisch auch, auf diskrete Weise archaisierend und zugleich ganz heutig ... lesenwert als Parabel für unsere Gegenwart. Nicht mehr und nicht weniger.



Südwest-Presse Tübingen (Katharina Kipp):

...farbenfroh und sprachwonnig. Und so lebendig gelesen ...


Deutschlandradio Kultur (Lutz Bunk):

... ein episch orgiastisches, höchst spannend-dramatisches Zeitgemälde, von Lodemann hollywoodmäßig inszeniert. Lodemann ist ein Meister des klassischen Romans: Spannungsaufbau, Handlungsführung, Atmosphäre und Beschreibungen in souveränem Stil. ... Lodemann ist ein Autor, der sich radikal dem Mittelmaß verweigert und die Messlatte - was Sprache, Sinn für Humor und politisches Engagement betrifft - sehr hoch anlegt.


Südwestrundfunk, 2. Programm (Matthias Kußmann):

Der neue, überaus farbige und sinnenfrohe Roman ... Lebenslust opulent zu feiern, ist das eine - damit Literatur daraus wird, braucht das einen Kontrapunkt. Den hat der Autor in einer wahrhaft unerhörten historischen Begebenheit ... Der aufgeklärte Bürgermeister Lynch wagt erste Schritte in Richtung Demokratie ... das so dunkle wie sinnliche Mittelalter vor prächtiger Kulisse


Stuttgarter Nachrichten (Thomas Morawitzky):

Wollust im Mondschein . . . Der burleske Roman entpuppt sich als Parabel auf die Freiheit . . . der im singenden Tonfall und satten Farben rauschhafte Sprachbilder malt


Westfälische Nachrichten (Elmar Ries):

Jürgen Lodemanns großer Wurf . . . Im Paradies dauert es fünf Tage, in denen eine Dynastie zusammenbricht, ein auf die Ewigkeit angelegetes System kollabiert und aus der "goldenen Stadt" ein Albtraum wird. . . . schlechterdings ein meisterhaftes Werk . . . in wortmächtiger Sprache, atmosphärisch dicht, poetisch hier, direkt und ruppig dort, immer kunst- und stilvoll melodiös, sich dem Mittelmaß verweigernd und darum ein Genuss.


NDR Kultur (Jürgen Werth): . . . Wer mehr über Irland erfahren will, als wir von Heinrich Bölls Irischem Tagebuch wissen, der möge sich einfangen lassen von den Abenteuern eines Aufbruchs gegen die englischen Unterdrücker . . . eine Hommage auf die grüne Insel . . . kräftig und saftig, ein Stil, der zum rauhen Klima passt - es ist ein  Kampf um Selbständigkeit.


IRLAND JOURNAL XIX (Hermann Rasche):. . . ein schillerndes Gesellschaftspanorama und Sittenbild der wohlhabenden Hafenstadt Galway im ausgehenden Mittelalter . . .politisch und heutig und deshalb lesenswert als eine Parabel für unsere Gegenwart, voller Parallelen zur Jetztzeit, auch zum neuen Irland des "keltischen Tigers" . . .


Südkurier: Ein Buch, das trunken macht.


Fromm Forum: Tatsächlich erzählt der Roman ein "irisches Schlaraffenland", geschrieben "in sinnlich deftiger Sprache", ein "opulentes Festmahl der Sprachlust" . . . bis es dann zu dem kam, was Erich Fromm eine "Tragödie der Gerechtigkeit" nannte.


Deutschlandfunk Buchmarkt "Buch der Woche" (Tanya Lieske): . . . Lodemann geht mit viel historischer Akribie zu Werke, schildert die Sitten und Gebräuche im Galway des Jahres 1550 so detailliert wie möglich. Dabei meidet er die Kardinalsünde des populären historischen Romans, nämlich den dozierenden, erklärenden Gestus. Bei Lodemann soll sich noch die geringste Betrachtung von Sitte und Zeit organisch aus dem Erzählten ergeben, und es darf vorweg gesagt werden, dass dem Autor dies über 400 Seiten hinweg auch gelingt. . . . Wie wird aus so einem weisen und gerechten Vater einer, der seinen gehorsamen Sohn mit eigenen Händen exekutiert? . . . Lynch handelt nach jenen Gesetzen, die er selbst formuliert hat, denen er sich nicht entziehen kann, weil sie für alle gelten sollen. Hier betritt man . . . den Grund der antiken Tragödie. . . . Der Roman bietet unterwegs jede Menge Genuss, den des Leibes für seine Figuren, den der höchst farbenprächtigen frivolen Schilderungen für den Leser . . . so dass man mitunter glaubt, durch ein Gemälde von Peter Paul Rubens zu spazieren . . . Große Historie manifestiert sich in einer einzigen Tat, das ist der Stoff, aus dem Königsdramen gemacht werden. Und sollte der wahre Richter Lynch ein armseliger Wicht gewesen sein: Von hier an ist er so bedeutend, wie Jürgen Lodemann ihn gemacht hat.


Echo auf   SALAMANDER


Roman, Tübingen 2011, Verlag Klöpfer & Meyer


Selbstrezension (J.L.)

Vor zwei „Verehrern“ flieht Undine aus Berlin zu ihrem poetischen Großonkel nach Freiburg, wo dann ihre Lover freilich ebenfalls auftauchen. Die drei jungen Figuren scheinen außergewöhnlich, US-Boy Bob will (als Jude) deutsche Romantik verstehen (Opern), Türke Tansel ist so bildungsnah wie geschäftstüchtig und verachtet Totschlagsvokabeln (Terrorist, Islamist). Undine ist so schön weiblich wie im primären Bereich männlich – eine SheMale. Schockierend? Nach den „Schoßgebeten“ ein SchoßSchocker?

Undine ulkt anfangs lustvoll, der Mann werde überflüssig. Das Wissen um Undines Besonderheit treibt die drei jungen Leute in Abhängigkeiten, in Gefahren. Als es zwischen den Männern zum Mord kommt, erscheint die Bundesanwaltschaft und will, dass der alte Poet festhält, was er in den letzten Monaten zu beobachten hatte. „Festhalten“ hält der für ein Preußen-Wort.

Der Fassungslose soll also verfassen, er tut es dann doch, zunächst nur für sich, weicht aus in wechselnde Perspektiven. Nur so weiß der Leser, dass die Gespräche des Alten mit dem jungen Türken Dialoge mit einem späteren Mörder sind. Laut Lexika und Wikipedia sind Salamander „Schwanzlurche“. „In Feuers Flammen spielen Salamander“ wusste Paracelsus. „Natur“ hält man nicht nur in Freiburg gern für wonnig, fern von Erdbeben, Vulkanismus, Tsunamis, Schwarzen Löchern, Gefressenwerden, Schmerz, Krieg, Tod. Schon der alte Harry in Freiburg liebte Wahrheits-Schocks. Nun verknüpfen sich in seinem Erzählteppich hart die Kontraste, digitale Waffentechniken mit Freiburg. Mörderisches mit dem Schwarzwald. Stuttgart 21 als Milliarden-Coup von Immobilien-Konzernen. Globalisierung als weltweites Spiel-Casino für Salamander, im Wortsinn als „Kapital-Verbrechen“

Die öffentlich-rechtlichen Medien als Verfassungsbrüche, als ignorierte Kultur-Aufträge. Die Dresdener Frauenkirche als NS-Bunker. Freiburg oder New York, in künftigen  Erd-Epochen als Verfärbungen im Fels 

Goethe und die Frauen, auch anatomisch. Eine Freiheits-Oper von 1848, nachhaltig ignoriert. „Integration“ als Vergnügen am Anderssein, an Vielfalt, auch im „Salamander“: Ein romantischer Ami, ein erfolgreicher Türke, eine elementar besondere Frau – aber –

Wie funktionieren eigentlich Städte? Frei-Burg? Essen? Galway? Nur mit Art. I, GG

So sieht das Harry Holterhoff, so sah das schon sein Heine. Doch das Badische Wiegenlied, es scheint zeitlos. „Schlaf, mein Kind, schlaf leis, dort draußen geht der Preuß, deinen Vater hat er umgebracht, deine Mutter hat er arm gemacht. Und wer nicht schläft in guter Ruh, dem drückt der Preuß die Augen zu.“ – Wer drückt uns heute die Augen zu? Berlin? Regierungen? Preußen? Religionen? DigITALIEN? Die Rosenbergs wurden staatlich exekutiert, weil sie an den Kommunismus geglaubt hatten. Regierungen, auch demokratisch legitimierte, glauben, über Leben oder Nicht-Leben verfügen zu dürfen. Der Mörder im „Salamander“ sagt: .„Das ist wohl immer wieder neu. Seit Nine-eleven exekutieren abermals Gläubige Andersgläubige.“

Südwest Presse: Gesellschaftskrimi aus Freiburg. - Als einen "emphatischen Freiburg-Versteher", als einen "wortgewaltigen Priester des südbadischen Savoir.vivre" hat die "Welt" den Filmemacher, Kritiker und TV-Moderator ("Café Größenwahn") Jürgen Lodemann beschrieben. Der 1936 geborene Autor hat jetzt einen leicht größenwahnsinnigen Gesellschafts- und Polit-Roman geschrieben . . .

Stuttgarter Zeitung, Cord Beintmann: Grübelstoff aus deutscher Geschichte und Gegenwart, und das richtig unterhaltsam

Badische Zeitung, Alexander Dick: Seine stärksten Passagen hat "Salamander" dort, wo der Autor seinen Wortwitz und seiner intellektuellen Spiellaune traut, wo sich die Figuren inspirierende Wortgefechte liefern.

Die Welt, Eckhard Fuhr: Lodemann hat den Roman zu Deutschlands neuer Musterstadt geschrieben . . . es war nur eine Frage der Zeit, bis das Stadtviertel Vauban auch zu einem literarischen Ort wurde. ... Lodemann, Kind des Ruhrgebiets, Schöpfer der unsterblichen Figur der Anita Drögemöller, Fernsehredakteur und Erfinder der "Bestenliste" des Südwestfunks, ist ein emphatischer Freiburgversteher, ein glühender Lokalpatriot, ein wortgewaltiger Priester des südbadischen Savoir-vivre

Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), Jens Dirksen: Eine aberwitzig anmutende Geschichte um eine hochattraktive Frau, die gleich von zwei Männern bedrängt wird . . . Der Krimi ist aber nur ein Treibriemen für eine Geschichte, in der die Lebens- und Leitmotive Jürgen Lodemanns durchgespielt werden, vom schwierigen, aber möglichen Miteinander eigenwilliger Charaktere bis zur Kritik der alltäglichen Schubladisierung von Menschen und Denkweisen, von Liebeserklärungen ans Ruhrgebiet und Lortzings Freiheitsoper REGINA über literarisches Anspielungsbillard und mit Gedanken über den Tod. Eine schöne späte Blüte.

Süddeutsche Zeitung (Martin Flashar): Freiburg ist doch viel zu schön, um wahr zu sein. - Lodemanns Roman ist ein wechselwarmes Lesevergnügren. ... Er war dreißig Jahre Journalist. Zugleich schrieb er seine Romane. Die eigenen Parallelwelten, der Auftrag zur Reportage auf der einen, der geradezu manische  Hang zum Fiktionalen auf der anderen Seite kennzeichnen seinen literarischen Stil. Was ist echt, wo beginnt die Erfindung? "Das ist Metapher und ist zugleich real." Die gesuchte Gratwanderung - darin liegt der erzählerische Charme des "Salamander".

Kulturjoker Freiburg, Peter Frömmig: ... Für Lodemann/Holterhoff ist dieses Freiburg alles andere als eine einlullende Wohlfühlstadt oder esoterische Oase, "kein hinterster Winkel, sondern eine neu-alte Mitte des Kontinents" ... lustvoll das Erneuern der zentralen Europa-Geschichte, das Verwandeln des Nibelungenstoffs in seinen Ursprung, in die folgenreichste unter Europas historischen Wenden". Bis dann dieser Anruf aus Berlin kommt. Ein Geheimnis umgibt diese Undine, Gefahr bahnt sich an. ... Eine erotische Kriminal- und Spionagegeschichte, Gesellschafts- und Zeitkritik. Die Vielzahl der Themen sind von den Figuren abgeleitet und geschickt mit der Handlung verwoben - ein anderer, weniger erfahrener und versierter Schriftsteller wäre an der Überfülle gescheitert. Bei allem hält der Autor die Fäden wie ein Puppenspielmeister sicher in der Hand. Knapp und packend, lebendig und temporeich hat er die Geschicht erzählt und besonders in den Gesprächspassagen gedanklich vertieft. "Ja wann endlich preisen wir den Freundlichen. Den gesellig Kompromissfähigen. Den prima Nachbarn." Dem schließen wir uns gerne an.

Tagesanzeiger Zürich, Martin Halter: Lodemanns "letzter Roman" ist ein Zwitter aus Fakten und Fiktionen, Träumen und Tiraden, vor allem aber die Abrechnung eines grimmigen "Altachtundvierzigers" mit dem Zeitgeist.



 



Echo auf FESSENHEIM


SWR 2 (Hörfunk): Politisch hoch aktuell. Penibel recherchiert, mit Wut im Bauch und glänzend geschrieben.


Badische Neueste Nachrichten (Karlsruhe): Die Schreckensvision am Anfang von Lodemanns Novelle basiert auf Fakten und auf wissenschaftlichen Hochrechnungen ... ausgerechnet im Zentrum eines potentiellen Erdbebengebiets steht das älteste AKW Frankreichs, das schon vom Äußeren her einen maroden Eindruck macht und durch seine Präsenz der deutschen Energiewende spottet. Diese Tatsache überhaupt ins Bewusstsein zu rufen, ist ein großesVerdienst des schmalen Büchleins, in dem sich Lodemann (Jahrgang 1936) einmal mehr als nimmermüder Exponent einer politisch engagierten Literatur erweist ... Denkanstöße, und zwar nicht nur in Bezug auf Fessenheim - liefert diese Dokumentation in Hülle und Fülle


Badische Zeitung (Freiburg): - Lodemann entwirft eine düstere Vision.


KuturJoker Freiburg: "Tausend Jahre Strahlenpest", die Schreckensvision vom "weltweiten Atom-Irrsinn" . . . Lodemann schreibt an gegen die "Apokalypse-Blindheit", die Günther Anders im vergangenen Jahrhundert bei seinen Zeitgenossen diagnostizierte, das Verdrängen der nuklearen Bedrohung.


"Message" (Herbert Hoven), Januar 2014: Es geht da um den maroden Atommeiler südwestlich von Freiburg ... es geht auch um das spannungsreiche Verhältnis des 23 Jahre alten journalistischen Heißsporns Ben Busch zu seinem Ressortleiter Josef Oberst. Gegenseitig fügen sie sich einige Blessuren zu, letztendlich aber ziehen sie (gegen den Meiler) an einem Strang.


Graswurzel Revolution (Robert Krieg): - Ein "teutonischer Tsunami" löst eine Kettenreaktion aus - eine literarische Antwort auf Fukushima, mit Fabulierlust vorgetragen ... Die Behörden sind auf den GAU nicht vorbereitet, es gibt keinen Evakuierungsplan . . . was im harmoniesüchtigen Freiburg wie eine Bombe einschlägt. Lodemanns vorwärtsdrängende Prosa erinnert mich teilweise an Christian Geisslers Stil in seinem Roman "Das Brot mit der Feile". Sie hat aber auch etwas Märchenhaftes. Politisches Plädoyer verschmilzt mit Traumsequenzen am Rhein "von unaufhörlichen Transitzuständen ... von Zeichen aus brüchigen Gründen, aus diesen dauerhaft labilen Verworfenheiten namens Leben, dem unendlich Launischen, ewig Gebrechlichen". Lodemann glaubt unerschütterlich an "Novellierung" . . . serviert profunde Kenntnisse aus der Welt der Geologie, einer, der einen genauen Blick auf seine nächste Umgebung wirft, um das große Ganze zu erzählen.

 

Badische Neueste Nachrichten | Karlsruhe

Der radioaktive Teufel ist an der Wand

Jürgen Lodemann zielt auf die vermeintlich friedliche Nutzung der Atomkraft

 „Die Wissenschaftler haben das nicht zu Ende gedacht,“ sagt Jürgen Lodemann, und damit meint er nicht nur den Bau des elsässischen Atomkraftwerks Fessenheim am erdbebengefährdeten Oberrheingraben, er zielt auf die ganze sogenannte friedliche Nutzung der Atomkraft.

Über die „hochintelligente Hirnlosigkeit“, wie er sie nennt, kann er sich in Rage reden. Jürgen Lodemann, der im März 78 Jahre alt wird, gibt mit Verve den zornigen alten Mann. Seinen linken Überzeugungen ist der ehemalige Literaturredakteur des damaligen Südwestfunks in Baden-Baden treu geblieben, doch in den letzten Jahren verstärkt sich der bei ihm immer schon vorhandene melancholische Grundton. Er ist noch bitterer und sarkastischer geworden. In seinem bislang letzten Buch, der Novelle „Fessenheim“, malt er den Teufel an die Wand und beraubt den Leser zugleich jeder Illusion, dass sich am Schreckensgemälde durch Menschenwerk irgendetwas verschönern oder retuschieren lässt.

Unter dem Eindruck der Katastrophe von Fukushima hat Lodemann folgendes Szenario entworfen: An der Stelle, an welcher der Bodensee in den Rhein abfließt, kommt es infolge eines Erdbebens zu einer Absenkung des Rheingrundes. Die gigantischen Wassermassen, die dadurch in Bewegung gesetzt werden, überschwemmen zunächst Basel mit seinen chemischen Fabriken, danach verschlingt die vergiftete Flut dem Lauf des Flusses folgend Straßburg und auch Karlsruhe. Schlimmer noch ist die Zerstörung des AKWs Fessenheim, im Nu hätte die radioaktive Wolke Freiburg erreicht und würde von da an weiterziehen, nach Stuttgart, nach Berlin…

Nein, er habe seinen Text nicht von Experten gegenlesen lassen, erklärt Lodemann nach Ende der Lesung im Gespräch mit Hansgeorg Schmidt-Bergmann von der Literarischen Gesellschaft. Schließlich hat er neben Germanistik auch Geologie studiert, außerdem sei es altbekannt, dass der Oberrheingraben durch tektonische Verwerfungen zustande gekommen sei. Diese könnten jederzeit wieder passieren, vielleicht in einem Jahr, vielleicht in hundert Jahren. In seinem Buch erwähnt er das Erdbeben, das 1356 Basel zerstörte. In einem kleinen Einspieler zeigt Lodemann ein Stück aus seinem 1994 entstandenen Dokumentarfilm „Rheinfahrt“ mit Bildern des tobenden Rheinfalls bei Schaffhausen, auch dieses Naturschauspiel ist das Resultat einer tektonischen Verschiebung.

Lodemanns schmales Buch ist leider nicht als Hirngespinst eines notorischen Schwarzsehers abzutun. - - - Peter Kohl

 

(Rezension am 15. 2. 2014 zur Veranstaltung am 13.2.)

 




PS. – – – übrigens weiß ich oft nicht mehr so richtig, wie ich nun in diesem so sehr geliebten Freiburg den sogenannten Lebensabend leben soll. Der Roman davor, „Salamander“ („letzter Roman“, „Freiburg-Roman“) teilt mit, hier lebe man „im Windschatten eines zerfallenden Atomkraftwerks“. Das vermerkt der Roman an drei verschiedenen Stellen. Beim letzten Mal mit einer Zusatzfrage „Wo bleibt der Aufschrei?“ Was in den Rezensionen keinmal bemerkt worden ist. Für mich einer der vielen Hinweise, dass ich mit meinen Schreibweisen auf einem einsamen Gleis fahre. Ist das Blödheit oder Trotz. In meinen dreißig Berufsjahren beim TV in Baden-Baden hatte ich doch unentwegt mit diesen Gleis-Anagen zu tun, mit dem Literaturbetrieb. Atomare Gefahren werden seit August 1945 nicht bloß von Politikern nicht wahrgenommen und schon gar nicht zu Ende gedacht. Dem "modernen Menschen" attestierte der große Günther Anders „Apokalypse-Blindheit“.

Der „Aufschrei“ musste also selbst getan werden. In meinen 30 Jahren Buchkritik hatte ich auch im Fernsehen den seltsamen Ehrgeiz, Bücher, die ich vorstellte, tatsächlich gelesen zu haben. Bei meiner letzten Novelle ("Fessenheim") behilft sich die „Buch-Kritik“ damit, dass sie lieber gar nicht erst liest. Offenbar ist es unliterarisch oder einfach geschmacklos, sich in einer Novelle um nichts anderes als um Sachlagen zu kümmern und hier gar um eine Fakten-Hochrechnung von Todesgefahren, nämlich um eine hoch wahrscheinliche Unbewohnbarkeit von Freiburg bis Berlin oder von ganz Zentral-Europa. Wer nur kam je auf die elende Idee litérature engagée.

Auch zwei Jahre nach dem Erscheinen, „Fessenheim“ blieb ohne Echo in München, Frankfurt, Hamburg, Köln, Berlin. Nur mein Freiburg bot wieder eine „Besprechung“. Es geht in der Novelle (meiner letzten?) dreimal um Hebels „Vergänglichkeit“. Wurde nicht bemerkt. Statt dessen hieß es, dass da „Lortzing hineingeschmuggelt“ sei. Der denkwürdig und dauerhaft verkannte Lortzing kommt im Text aber gar nicht vor. Statt dessen neben dem großen Johann Peter Hebel mehrfach Erasmus von Rotterdam, auch Jan Hus, Paracelsus, Rosa Luxemburg, Angela Merkel, Kleist, Heine, Stifter, Robert Jungk, Wolfgang und Alfred Döblin und andere. Offenbar belanglose Leute. (Siehe „Tagebuch“).

Wenn's ums Sterben und letzte Fragen geht, wendet man sich, dachte ich, an kluge Menschen. Dass meine Novelle in meinem Freiburg gar nicht oder dass da ein ganz anderes Buch gelesen wurde, das verriet in Freiburgs Monopolblatt schon die Schlagzeile: „Wenn es plötzlich Bumm macht“.

Artikel über „Bumm“ lassen sich rasch wegblättern. Wen interessiert schon „Bumm“. Bumsmusik? In der Novelle freilich erscheint nirgends die Sache oder das Wort „Bumm“. Es geht da um viel Stille, um Sommernächte, um Lebensfreude trotz allem, es geht – (siehe hier die Startseite) – es geht um eine radioaktive Wolke, die von Fessenheim am Ende bis nach Berlin weht, und die kommt nicht „und plötzlich“ und nicht mit „Bumm“, die kommt nicht krachend, sondern die hat im Text 145 Seiten Vorbereitung. Zum Pech für die mehr und mehr legastenischen Rezensenten wird das alles leider rückwärts erzählt, am Anfang ist da plötzlich schon das Ende und dann nur immer neu die Frage, wie das alles hat entstehen können. Die Luft, die in der Geschichte lautlos heranweht, die ist tödlich und unsichtbar und stumm, die bleibt transparent und still und eh wir sie wahrnehmen, ist sie längst und zu allererst über dem allseits so sehr beliebten Freiburg und dann überraschend rasch über Berlin und über Zentral-Europa.

zurück

einfach anklicken